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Beiliegen/Beidrehen – So gelingt das Manöver
Ein beitrag von.
Sönke Roever
Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.
Beiliegen bringt Ruhe an Bord
Von Sassnitz auf Rügen geht es für vier Segelfreunde nach Bornholm. Die Wettervorhersage kündigt nordwestliche Winde um die fünf Beaufort an. Das verspricht einen schönen Halbwindkurs.
Nach etwa drei Stunden sind die Segler rund 15 Seemeilen von Sassnitz entfernt, und die Abdeckung der Insel Rügen liegt achteraus. Fortan macht ein unangenehmer, ruppiger Seegang von zwei Metern Höhe die 30-Fuß-Yacht zum Spielball. Zwei Crewmitglieder werden seekrank und ein Heckeinsteiger durchnässt den Skipper am Steuer. Außerdem weht es mit satten sechs statt fünf Beaufort.
Kurzerhand entscheidet der Skipper beizudrehen, um Ruhe in Schiff und Crew zu bringen. Einmal durchatmen, sich neu sortieren und auf die Situation einstellen. Das Manöver ist schnell gefahren, und plötzlich treibt die Yacht mit etwas Lage in einem Wellental mit der See mit. Pause! Nasse Kleidung tauschen, eine heiße Suppe kochen, kurz erholen.
Beiliegen, das Manöver
Das Manöver ist relativ einfach. Um beizuliegen, wird eine Wende mit dicht genommenen Segeln gefahren. Der Clou: Die Vorsegelschot wird nicht gelöst. Dadurch steht nach der Wende das Vorsegel back und die Yacht wird leegierig. Dieser Missstand wird mittels Ruderlegung zum Wind hin ausgeglichen. So wird versucht, wieder auf den anderen Bug in Richtung Luv zurück zu wenden. Dies wird jedoch nicht gelingen, da die Kraft des backstehenden Vorsegels stärker ist als die Ruderwirkung. Das Ruder wird in dieser Position festgelegt/fixiert.
So entsteht eine Patt-Situation. Abfallen klappt nicht, weil das Ruder in die Gegenrichtung gelegt und fixiert wurde. Anluven wiederum klappt auch nicht, weil das Segel back steht. Genau das ist das Ziel, und so kommt es, dass das Schiff in der See festliegt und mit ihr mittreibt.
Es hängt sehr von der Situation ab, mit welcher Geschwindigkeit sich das Schiff dann noch über Grund bewegt. In der Regel sind es in einem ströumgsfreien Gewässer ein bis zwei Knoten. Ich habe vor Südafrika aber auch schon erlebt, dass wir mit drei Knoten über Grund trieben. Daher ist es wichtig den Seeraum um die Yacht im Auge zu behalten. Das Wasser sollte tief genug und frei von Untiefen sein. In einer Legerwall-Situation ist das Beiliegen daher nicht ratsam.
Es gibt verschiedene Meinungen dazu, ob das Großsegel in der beigelegten Situation gefiert oder dicht genommen wird. Das ist in meinen Augen vom Schiffstyp, der Schiffsgröße, der Takelage und der Kielform abhängig. Am besten einfach ausprobieren.
Tipp: Das Beidrehen gelingt besonders gut, wenn beim Wenden langsam durch den Wind gegangen wird. So wird Fahrt aus dem Schiff genommen und verhindert, dass die Yacht nach dem Manöver zu stark abfällt.
Auflösen der Situation
Die Situation kann relativ einfach aufgelöst werden. Dazu wird das Groß dichtgenommen und das Vorsegel auf die „richtige“ Seite geholt. Damit sind wir wieder auf Kurs, allerdings auf dem anderen Bug. Insofern ist gegebenenfalls noch eine weitere Wende vonnöten.
Beiliegen ist ein einfaches, aber sehr probates Mittel, um Ruhe in Schiff und Mannschaft zu bringen oder etwas zu reparieren. Crewmitglieder können zur Toilette gehen, es kann etwas gekocht oder einer erschöpften Crew eine Pause gegönnt werden. Ich habe schon die eine oder andere Schwerwetter-Situation beigedreht abgewettert und mich jedes Mal aufs Neue gewundert, wie ruhig wir dann auf dem Wasser lagen.
Awesome post! Keep up the great work! 🙂
Hallo Sönke, mir ist das Manöver bekannt und ich habe es hie und da auch angewandt. Jeweils für kurze Zeit. Manche Segler nutzen es ja auch um einen Sturm abzuwettern (beliebte Sturmtaktik der Pardeys in Verbindung mit einem Treibanker). Hierbei frage ich mich aber, wie das schamfilen von Segel und vor allem der Schoten an den Wanten vermieden werden kann. Irgendwelche Ideen dazu? Gruß Rolf
Hallo Rolf, sofern nicht schon wegen der Windverhältnisse geschehen, ist die Reduzierung der Segelfläche (2. Reff im Groß, deutliche Verkleinerung des Rollvorsegels oder Verwendung der Sturmfock ggf. auf dem inneren Vorstag) die Lösung des Problems. Die meisten Autoren verwenden Bilder vom Beidrehen unter Schwachwindbedingungen. Diese Bedingungen sind perfekt zum Üben und lassen ein Fotografieren ohne Gefahr zu! Bei Starkwind würde solch ein überlappendes Segel mit deutlichem Druck am Rigg anliegen, scheuern und sich ggf. auch hinter Radar und Co. verheddern.
Eine reduzierte Segelfläche erzeugt weniger Abdrift und lässt das Boot aufrechter treiben. Alle anderen Vorteile bleiben erhalten.
Klappt das auch bei einem Katamaran?
Hallo Reinhard, ja das klappt mit einem Katamaran genauso gut. Habe es auch schon gemacht, alles kein Problem. Gruß Michael H.
Gleiche Frage wie mein Namensvetter: Klappt das auch mit dem Kat?
Beidrehen ist ja eigentlich nur sinnvoll wenn das gegenanbolzen nicht mehre erträglich ist. Wen mir eine See von achtern einsteigt, wie in diesem Artikel, dann bin ich ja wohl kaum auf einem am wind Kurs . Die Boots Bewegung auf downwind Kursen kann besser durch Segel verkleinern gemindert werden. Einziger Grund beizudrehen wenn der Wind von hinten kommt ist eine lee Kueste zu vermeiden. Meine Ketch am besten nur unter Besan bei. Alle anderen Segel sind ueberfluessig. . Aber zum Geschirr abwaschen bei 25 kn am Wind haben wir ouch die oben beschriebene Methode verwendet
Moin, immer mit an die Verkehrslage denken. Ein beiligendes Schiff nach diesem Manöver unterliegt ggfls immer weiterhin den Ausweichregeln eines Segelfahrzeuges! Ob das Groß nach der einleitenden Wende gefiert muss oder nicht hängt in der Tat vom Boot ab. Das Auflösen geht wie beschrieben aber klappt mit Schwung beim Ruderumlegen auch direkt wieder auf den alten Kurs. Spart die zweite Wende. Mal ausprobieren. Groß aber rasch am Ende dichtholen.
Informative article, totally what I was looking for.
Hallo Sönke, ich habe das Manöver auch schon bei moderaten Wind gemacht und hat gut funktioniert. Bei unserer Überfahrt von Bermuda zu den Azoren hatten wir 70 kn Wind und richtig hohe Wellen. Laut Tabelle 8 – 10 m. Lässt sich in der Situation nicht schätzen. Wir sind vor Top und Takel und Treibanker noch mit 8-10 kn abgelaufen. Hatte auch an Beiliegen gedacht, mich aber auf Grund der Wellenhöhe nicht getraut. Ich befürchtete quer zur Welle zu kommen und durchzukentern.
Wäre das Beiliegen bei diesen Verhältnissen eine Option gewesen? Dazu hätte ich auch wieder etwas Segelfläche geben müssen.
Ich kann da nur das Buch “Sturm Taktik” von Lin & Larry Pardey empfelen. Wurde oben auch schon mal kurz erwähnt. Ablaufen vor dem Wind geht solange gut bis eine brechende Welle kommt. Beiliegen im Sturm sollte man mit seinem Boot üben. Also erst lesen/hören, üben und sich dann sicher fühlen. 😉
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Beidrehen ist die Handbremse im Wetter-Chaos
- 10.Sep.2024
Sieben Landratten. Zweiter Segeltag. Wollt ihr bei so viel Wind wirklich noch ausfahren? Diese Frage motivierte sie wohl noch mehr.
Na gut, dann üben wir die Halse eben bei 25 Knoten!
Während ich mich auf meine Zeichnungen konzentriere, überrollt uns eine 35 kn Böe und saugt dem frisch gebackenen Steuermann das Blut aus dem Gesicht. Die Reling taucht ins Meer und die Crew hält die Luft an, bereit für das Schlimmste.
Adrenalin vermischt sich mit Cortisol. Ganz schlecht! Ich brauche schnell Stabilität.
Die Wende kennen sie bereits, also klappt auch das Beidrehen ohne zusätzlichen Stress. Während ich den Bug durch den Wind ziehe und die Segel scheinbar verknote, darf jeder seinen Griff der Wahl behalten.
Das Boot wiegt sich im Beilieger und ganz schnell ist die Welt wieder in Ordnung. Die Nervösität verschwand aus den Adern und war in der ganzen Woche nie wieder zu spüren.
Ich zeige es dir von A bis Z
Das Beidrehen ist spielend leicht, sogar einhändig. Doch jedes Boot reagiert anders, und dafür möchte ich dir diesen Guide geben. Beiliegen wird gemütlicher, stabiler und sicherer.
Mit diesen Fähigkeiten liegst du nicht nur perfekt über den Wellen, sondern kannst auch deine Position besser halten. Außerdem bist du in Sekundenschnelle wieder manövrierfähig.
Wenn es hart auf hart kommt, ziehe einfach die Reißleine.
- Kräftedreieck Beiliegen
- Manöver Beidrehen
- Manöver Auflösen
- Optimierung
Wie sieht ein beiliegendes Boot aus?
Das Beidrehen ist ein Manöver unter Segeln, bei dem wir das Boot beruhigt in Wind und Wellen legen. Beim Beiliegen treibt es stabil mit 1-3 Knoten nach Lee ab. Die Bedingung dafür ist ein back stehendes Vorsegel.
Diese perfekte Balance erreichen wir mit vier Stellschrauben.
1. “Amwindkurs”
Ein erfolgreich beigedrehtes Boot stabilisiert sich ca. in Richtung 45-50° zum Wind. Das sieht zwar wie der Amwindkurs aus, wir machen jedoch keine Meter gegen den Wind, sondern driften idealerweise genau nach Lee. In dieser Position legt sich das Boot schräg über die Wellen und schneidet sie von vorne.
2. Backstehendes Vorsegel
Vor der Wende lassen wir die Vorschot einfach belegt. Das Vorsegel kann dadurch nicht übergehen und steht nach der Wende back. Nun wird es nicht mehr aerodynamisch angeströmt, sondern drückt den Bug nach Lee wie ein offener Regenschirm im Sturm.
Beim ersten Mal hat man kein Vertrauen in die verdrehten Segel. Das soll ich im Sturm freiwillig machen?! Tatsächlich ist diese ikonische Segelstellung die wichtigste Eigenschaft des Beiliegers. Es klappt mit Fock, Genua oder Sturmsegel.
3. Hartes Luv-Ruder
Das Ruder ist die Gegenkraft, die wir für den Beilieger brauchen. Legen wir es hart nach Luv, hält es das Vorsegel in Schach. Sollte sich der Bug aus dem Wind drehen, wird das Ruder umströmt und zieht uns wieder nach Luv.
4. Getrimmtes Großsegel
Beiliegen funktioniert selbst ohne Großsegel, allerdings hat es eine stützende und dämpfende Wirkung aufs Boot. Es ist ein Gegenspieler zum Vorsegel und hält uns damit am Wind.
Wir wollen jedoch weder Krängung noch Fahrt voraus erzeugen. Deshalb fieren wir den Baum, kurz bevor der Druck raus ist. Mit dieser Stellschraube suchen wir die perfekte Balance, damit das Boot auch wirklich ruhig liegt.
Das magische Dreieck
Anfangs merkt man eine sanfte Pendelbewegung. Nach entsprechendem Segeltrimm treibt das Boot irgendwann in ruhiger Lage. Dafür brauchst du dieses magische Kräftedreieck zwischen Vorsegel, Großsegel und Ruder.
- Das Vorsegel kann nicht weiter abfallen, weil das Ruder und das Großsegel dagegenhalten.
- Das Großsegel kann keine Fahrt generieren, weil das Vorsegel Windschatten und Turbulenzen verursacht.
- Sollten wir dennoch Fahrt machen, richtet das Großsegel und das Ruder diese Energie in den Wind und verbraucht sie.
Obendrauf bremst uns der Kiel, wodurch wir mit geringer Fahrt in stabiler Lage nach Lee treiben. Als Bonus wirkt das quer stehende Ruder wie ein kleiner Treibanker.
Bei so einer harmonischen Balance muss ich einfach grinsen! Genau das richtige für eine Pause zum Batterieladen.
Beidrehen Schritt-für-Schritt-Anleitung
Beiliegen kann jedes moderne Segelboot mit Groß- und Vorsegel, auch Katamarane. Beidrehen ist das Manöver, das ich dir gleich zeige.
Schnellanleitung Beidrehen
- Langsam Wende einleiten
- Schoten belegt lassen
- Vorsegel steht back, hart Luv-Ruder
- Baum etwas fieren
Das Manöver funktioniert wie eine Wende, bei der die Vorschoter verschlafen. Wir bekommen das back stehende Vorsegel, wenn wir während einer Wende die Schoten ganz einfach belegt lassen. Das Vorsegel möchte zwar nach Lee, wird aber von der Luv-Schot back gehalten.
Eine Wende startet man idealerweise aus dem Amwindkurs, sie klappt jedoch aus allen anderen Kursen.
- Skipper: Klar zum Beidrehen!
- Vorschoter antworten: Klar!
- Skipper: Ree!
Die Person am Ruder steuert in die Wende. Dabei ruhig Zeit lassen, denn wir brauchen den Schwung einer echten Wende nicht. Wir können uns im Wind sogar komplett entschleunigen. Sobald die Segel killen, kommt das Kommando:
- Skipper: Schoten bleiben belegt!
Während der Wende geht der Baum über. Das Vorsegel wirft seinen Bauch auch nach Lee, doch das Luv-Schothorn behält es auf Spannung. Jetzt steht es Back.
Danach legt der Steuermann hartes Luv-Ruder und arretiert es. Da wir kaum Fahrt haben, kehrt das die Wende auch nicht um.
- Skipper: Fier auf die Großschot!
Um entspannt beizuliegen, brauchen wir kaum Druck im Groß. Jetzt kommt der Zeitpunkt, den Baum etwas zu fieren.
Schon können die Hände weg! Wir haben unser Gleichgewicht und liegen bei.
Beilieger Schritt-für-Schritt Auflösen
Aus dieser Situation kommen wir ganz leicht wieder heraus. Es gibt viele Methoden, ich habe allerdings diesen Favoriten.
Skipper: Klar zum Auflösen des Beiliegers!
Schnellanleitung Auflösen
- Ruder lockern
- Großschot dichtholen
- Halse einleiten
- Schoten belassen, Baum geht über
- Anluven auf neuen Kurs
Eine elegante Lösung, oder? Hier sind weitere Optionen, die dich flexibler machen.
Variante 1: Mit Motor in die Wende
Gerade bei Notsituationen wie Mann über Bord ist der Motor praktisch und verleiht die so wichtige Kontrolle. Ihr holt einfach das Groß wieder dicht und tuckert in die Wende. Danach ist alles wieder wie vorher.
Wenn du nur zum Delphine-Stalken beigedreht hast, musst du den Motor nicht unbedingt starten. Es geht auch grüner.
Variante 2: Vorsegel überholen
Uns hält ja das back stehende Vorsegel in Balance. Wenn wir es überholen, wird normal weiter gesegelt. Dazu vollenden wir ganz einfach die halbherzige Wende.
Wir stellen das Ruder mittschiffs und das Groß auf Halbwindkurs. Das Boot wird leicht abfallen und Fahrt bekommen. Nun müssen wir unsere Vorschoter aufwecken. Der Luv-Schoter fiert während der Lee-Schoter dichtholt. Das Vorsegel geht über.
Was ich daran nicht mag: Gerade unter heftigen Wetterbedingungen fetzt der Wind an den Segeln. Das back-stehende Vorsegel liegt oft am Mast an und wird bei diesem Manöver schlagend vorbei geschleift. Wenn nichts schiefgehen darf, genau dann hakt es auch dann noch an einem Schäkel.
Es geht auch materialschonender.
Variante 3: In die Halse – Beste Methode
Für eine Halse lösen wir die Arretierung des Ruders und steuern sanft nach Lee. Gleichzeitig holen wir die Großschot dicht, wir wollen ja keine Patenthalse. Das Boot gewinnt an Fahrt und fällt ab. Der Wind kommt inzwischen achterlich und wir können die Halse vollenden.
Dabei sehen wir einfach zu, wie das Vorsegel sich aus seiner Zwangsjacke löst und in seiner vollen Pracht aufatmet. Das Großsegel geht über und der neue Kurs kann angesteuert werden.
Optimierungs-Tipps
Lebensrettende sturmtaktik.
Von der wärmenden Gulaschsuppe bis zum Rettungsmanöver. Beiliegen sorgt für Stabilität.
Selbst im Wetter-Chaos kannst du beiliegend bequem das Großsegel reffen. Das klappt viel angenehmer als Rodeo-reitend auf den Wellenbergen gegen den Sturm.
Und im Ernstfall? Das intuitive Manöver “Crash-Tack” nutzt Beiliegen und rettet damit eine Person auch auf hoher See, nicht nur am Papier. Genau in dieser Situation ist Kontrolle und Entspannung wohl das Wichtigste.
Beidrehen lieber nach Backbord
Beiliegen funktioniert in beiden Richtungen gleich gut. Vollkommen stressfrei wird diese Entspannungsübung jedoch nur in einer.
Wir sind ja kein Treibgut, sondern gelten weiterhin als ein Segelschiff in Fahrt. Allerdings sind wir ungefähr so manövrierfähig wie ein Ast in der Strömung. Was machst du bei Kollisionskurs? Wenn möglich, am besten gar nichts.
Startest du die Wende mit Backbord-Wind, hast du im Beilieger Steuerbord-Wind. Das verschafft dir grundsätzlich Kurshaltepflicht und zwingt alle anderen zum Ausweichen.
Nur ein Segelboot in deinem Lee wäre noch bevorzugter (zu den üblichen Ausnahmen). In der Realität könnte das nur ein zweites beiliegendes Boot sein.
Die Segel richtig trimmen
Beiliegen ist absolut einfach. Jedoch hat jedes Boot eine eigene Vorstellung von perfekter Balance. Es hängt logischerweise von den Wetterbedingungen ab, der Bauform und wie du deine Segel trimmst.
Sollte dein Boot stark gieren oder Seitwärtsfahrt machen, hast du das Gleichgewicht noch nicht gefunden.
Ein zu großes Vorsegel kann das Boot auf einen Raumwindkurs drängen. Steht die Patenthalse nahe, bleibt die Entspannung fern. Daher halte ich das Boot lieber am Wind und setze auf ein kleineres Vorsegel oder erhöhe die Kraft im Großsegel.
Die Bilder im folgenden Artikel zeigen dir, wie wir ein Boot nur mit den Segeln lenken . Genau dieses Gleichgewicht verstellen wir hier.
Beidrehen mit Selbstwende-Vorsegel
Dein Vorsegel wechselt die Seite automatisch? Eigentlich praktisch, hier blöd.
Die pragmatischste Lösung wäre, den Schotschlitten zwischen den Stoppern an der Schiene einzuklemmen. Alternativ kannst du das Schothorn mit einem Bändsel einfach zur Seite binden. Allerdings müsstest du beim Setzen und Lösen das Cockpit verlassen.
Hier ist die eleganteste Lösung: Führe eine 4 mm Hilfsleine über Rollen achtern ins Cockpit und sichere sie an der Curryklemme. Mit einem kleinen Ruck löst du das Segel wieder. Eine Wissenschaft muss das nicht werden. Die Hilfsleine hält ja nur das Segel back.
Und nicht vergessen: Dein Konstrukt brauchst du eigentlich nur auf der Steuerbordseite!
Welche Ruhepositionen bei Sturm?
Wie bei jeder Stresssituation hast du die Wahl aus Fight, Flight und Freeze. Alle drei wirken sich unterschiedlich auf das Boot (und damit die Crew) aus.
Fight: Mit Motor gegenan
Nur wer dem Ungeheuer ins Auge blickt, kann es bezwingen. Na ja, besser du suchst dir ein kleineres Ungeheuer als Poseidon.
Mit dem Motor direkt gegen den Wind anzufahren verhindert zwar starkes Gieren und Rollen, bringt aber kaum Ruhe aufs Schiff. Bei heftigem Stampfen schlägt das Vorschiff alle paar Sekunden auf die Wellen auf. Anfangs mag das Adrenalin noch schützen, doch schon bald spürt man diese Stöße in allen Gelenken.
Flight: Ablaufen vor Topp und Takel
Vor Topp und Takel bedeutet ohne Segel auf See. Das Boot wird mit Poseidon einfach allein gelassen. Schnell unterwirft es sich und präsentiert ihm die verwundbarste Position: eingeklemmt zwischen Wellenbergen.
Das sorgt für beängstigendes Rollen. Bei jeder Welle denkt die Crew ans Kentern anstatt an die nächsten Schritte. Zusätzliches Gieren bringt das Fass zum Überlaufen, wörtlich. Die wobbelnde Bewegung ist ein teuflisches Rezept für Seekrankheit.
Freeze: Beiliegen
Das ist die perfekte Mischung und die einzige Segeltechnik für Sturmbedingungen, bei der die Hände frei sind.
Das Boot kann allein gelassen werden, allerdings in stabiler Lage. Es schneidet die Wellen im 45° Winkel und dämpft damit Stampfen und Rollen. Du brauchst lediglich eine Person als Aufpasser.
Beiliegen ist zu schön, um wahr zu sein? Es kommt noch besser:
Die Seitwärtsbewegung zieht den Kiel und das Ruder mit der Breitseite durchs Wasser. Das erzeugt Wirbel auf der Luv-Seite, die wie kleine Wellenbrecher wirken. Bei Schönwetter siehst du sie sogar unter dem Boot hervorkommen.
Also hieve dich in die perfekte Lage: Das Großsegel fängt gerade noch den Wind, das back stehende Vorsegel ist voll, aber nicht übermächtig und das Ruder liegt hart Luv.
Zeit für eine verdiente Pause, die dir bestätigt: Poseidon mag der Herr der See sein, doch du bist dein eigener Boss.
Als ICC-zertifizierter Skipper entdecke ich die Nuancen der Segelwelt. Entweder mit Leinen in der Hand, oder Tastatur unter den Fingern.
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Beiliegen bzw. Beidrehen mit der Segelyacht
Unter beiliegen bzw. beidrehen versteht man ein manöver, bei dem das boot in einer möglichst ruhigen und stabilen lage quer zu wind und wellen treibt. die seitliche abdrift beträgt dabei je nach wetterverhältnissen und bootstyp nur noch 1 bis 2 knoten. ausreichend leeraum vorausgesetzt, kann man so für längere zeit ruhe ins schiff bringen, um beispielsweise notwendige arbeiten auszuführen, seekranke crew zu versorgen oder schlechte bedingungen abzuwettern. das manöver selbst wird auch oft als wende ohne fock-manöver bezeichnet, bei dem wir mit dem bug durch den wind fahren, dass vorsegel back stehen lassen und die großschot weit auffieren..
- Die Anfahrt zum Beiliegen ist tatsächlich die Gleiche wie bei der normalen Wende. Wir segeln hoch am Wind und bereiten uns bereits im Geiste auf das Manöver vor.
- Sobald wir nach dem Anluven mit dem Bug um Wind stehen, stoppen wir die Drehbewegung nun für einen kurzen Moment auf, bis das Schiff fast keine Fahrt mehr macht. Erst wenn unser Boot fast steht legen wir erneut Ruder, um jetzt auch die restliche Drehung durch den Wind durchzuführen. Durch dieses quasi „bremsen“ im Wind soll übrigens verhindert werden, dass wir nach der Wende noch zu viel Fahrt machen und das Beiliegen dadurch behindert wird.
- Was die Segel betrifft, so lassen wir das Vorsegel im Gegensatz zur normalen Wende jetzt back stehen. Sprich die Fock wird nicht über geholt. Die Großschot fieren derweil weit auf, sodass das Großsegel nach der Wende in nahezu einer Flucht mit dem jetzt seitlich einfallenden Wind steht.
- Außerdem legen wir das Ruder jetzt hart zum Wind (also beispielsweise nach Backbord, sofern auch der Wind von Backbord einfällt). Zur Sicherheit arretieren wir das das Ruder in dieser Position zusätzlich.
- Nach einer Weile sollte das Boot nun keine nennenswerte Vorausfahrt mehr machen und nur noch seitlich vor Wind und Wellen treiben.
- WICHTIG !! Gebt acht, dass ihr beim „bremsen“ im Wind nicht zu viel Fahrt verliert. Ansonsten kann es gegen Wind und Welle schwer werden, dass Manöver erfolgreich abzuschließen.
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Beidrehen und Beiliegen – Das Segelmanöver zum Durchschnaufen
Im Herbst 2021 bereitete ich mich auf die praktische SKS -Segelprüfung vor. Dazu entschied ich mich für einen zweiwöchigen Ausbildungstörn auf der Ostsee. Neben dem Sammeln der notwendigen Seemeilen für die Prüfung stand auch das Üben und Festigen der Segelmanöver auf dem Plan, die bei der Prüfung abgefragt werden. „Man kennt das ja“, dachte ich. Eine Wende, eine Halse, An- und Ablegen unter Motor und nicht zu vergessen, dass Mann-über-Bord-Manöver (oder Mensch-über-Bord oder Boje-über-Bord, wie man will…).
Umso erstaunter war ich, als der Skipper mit uns das „Beidrehen“ und „Beiliegen“ üben wollte. Noch nie gehört? Ich damals auch nicht. Beidrehen kannte ich bis dahin nur aus Piratenfilmen. „Beidrehen, Segel einholen! Boote zu Wasser lassen!“, und so weiter. Aber doch, Beiliegen/Beidrehen ist Teil der Prüfungsordnung für den SKS . Also lernte ich die Manöver kennen und habe festgestellt, dass sie nicht nur sehr einfach zu segeln sein. Sie können auf See auch enorm hilfreich sein. Um das Mysterium dieser Segelmanöver aufzulösen, werde ich im folgenden Beitrag zeigen, wozu sie da sind und wie man sie richtig fährt.
Was sind Beidrehen und Beiliegen überhaupt und was muss man beachten?
Um dich nicht weiter auf die Folter zu spannen: Was sind Beidrehen und Beiliegen? Beidrehen beschreibt ein Manöver, durch dass das Segelboot (auch bei ungemütlicherer See) in eine stille, stabile Lage gesetzt wird. Es treibt in diesem Zustand mit einer geringen Geschwindigkeit nach Lee mit den Wellen mit. So verlangsamst du das Boot auf wenige Knoten. Kommt es dabei zum Stehen und bewegt sich nicht mehr durch den Wind in den Segeln, nennt man das „Beiliegen“. Somit sind Beidrehen und Beiliegen miteinander verbunden, können meiner Meinung nach sogar als ein Manöver angesehen werden.
Das Ziel der Manöver ist es generell, Ruhe in das Boot und damit auch in die Crew zu bekommen. Wann und warum das nützlich ist, zeige ich im nächsten Abschnitt. Wichtig ist aber, sich bewusst zu sein, dass sich das Segelboot trotzdem noch auf dem Wasser bewegt. Es wird langsam Lee-seitig vertrieben, treibt also mit dem Wind. In dieser Richtung muss daher unbedingt freies Feld herrschen. Befinden sich dort andere Boote oder gar die Küste? Dann sollte man erst einmal weiteren Abstand gewinnen, bevor das Beidrehen eingeleitet wird. Außerdem sollten Position und Umgebung während des Beiliegens regelmäßig überprüft werden.
Wozu ist das Ganze gut?
Warum sollte man beidrehen und beiliegen? Wozu braucht man Stillstand und Ruhe im Boot? Wollen wir bei Segeln nicht vorankommen?
Natürlich besteht das Segeln in erster Linie daraus, sich durch die Kraft des Windes voran zu bewegen. Andererseits war wohl jeder schon einmal in der Situation, auf hoher See eine Pause zu brauchen, in einem hektischen Moment den Pause-Knopf drücken und durchatmen zu wollen. Nur funktioniert das auf dem Wasser im Normalfall nicht ohne Weiteres. Das Boot hat keine Handbremse. Mal kurz den Blinker zu setzen und Rechts ran zu fahren, ist keine Option. Das Beidrehen/Beiliegen-Manöver kommt aber zumindest nah heran. Man versetz sich in eine Lage, in der sich die Crew mehr um sich selbst kümmern kann und weniger um das Segelboot.
Eine Situation, in der eine Pause guttut, sind medizinische Notfälle. Damit sind keine lebensbedrohlichen Verletzungen gemeint, die ärztliche Hilfe benötigen. Es geht eher um kleine Wunden, die die Crew selbst versorgen kann. Eine Leine ist durch die Hände gerauscht, ohne dass man Segelhandschuhe getragen hat. Im Beilieger bleibt genügend Zeit, Salben aufzutragen und Verbände anzulegen. Kleine Schnitte können mit Pflastern versorgt werden. Leiden ein oder mehrere Mitglieder der Crew an Seekrankheit und können ihre Aufgaben nicht mehr erledigen, ist es hilfreich, die Lage erst einmal unter Kontrolle zu bringen. Man gönnt sich 15 Minuten Pause, kümmert sich um die Kranken, verteilt warme Decken und redet ihnen gut zu.
Wurdest du auf dem Wasser schon einmal von einem plötzlichen Regenschauer erwischt? Nichts Ungewöhnliches, oder? Auch hier verschaffen das Beidrehen und Beiliegen die nötige Pause. So hast du Zeit, deine durchweichte Kleidung zu wechseln und dir einen warmen Tee oder Kaffee zuzubereiten. Besser ist es noch, wenn du das Beiliegen nutzt, um dir vor einem heraufziehenden Squall schnell das Ölzeug überzuwerfen und in Gummistiefel zu steigen.
Wer sich beim Verrichten der Notdurft an Bord nicht unbedingt blaue Flecken holen möchte, ist ebenfalls gut beraten, beizudrehen. So hat man genügend Zeit und Ruhe und muss die Krängung des Schiffes auf dem Weg durch die Kabine nicht ausbalancieren. Gleiches gilt für das Kochen unter Deck. Es ist viel entspannter, mit den Wellen zu treiben statt sich zwischen Spüle und Herd einkeilen zu müssen.
Als Letztes, sind Beidrehen und Beiliegen, wie schon gesagt, relevant für die Prüfung des SKS . In meiner Prüfung wurden diese Manöver auch abgefragt. Wie du im nächsten Abschnitt sehen wirst, sind sie aber nicht schwerer zu fahren als eine normale Wende. Mit ein wenig Übung, da bin ich mir sicher, fühlst du dich mit ihnen wohl.
Manöverbeschreibung Beidrehen/Beiliegen
Nachdem du jetzt weißt, wozu man beide Manöver benötigt, kommen wir zur Ausführung. Beizudrehen und anschließen beizuliegen ist denkbar einfach. In nur vier Schritten liegt das Boot ruhig im Wasser.
Anschließend sollte dein Segelboot stabil in den Wellen liegen und du bist im „Beilieger“ angekommen.
Falls sich das Boot nach dem Manöver im Kreis dreht, steht eine der drei Komponenten ( Großsegel , Fock oder Ruder) an der falschen Position. Ich spreche hier aus Erfahrung. Mir ist das beim Üben für den SKS auch passiert. Überprüfe als Erstes die Ruderstellung (so weit wie möglich nach Luv), daran liegt es häufig.
Zum Abschluss habe ich noch einen besonderen Tipp für dich. Man kann die Wende zum Einleiten des Manövers ja von Backbord nach Steuerbord oder umgekehrt fahren. Bei einer Wende von Steuerbord nach Backbord steht das Großsegel allerdings beim Beiliegen auf Backbord. Warum ist das wichtig? Naja, auch beim Beiliegen gelten die Ausweichregeln unter Segel. Begegnen sich zwei Schiffe, die das Groß auf unterschiedlichen Seiten haben, gilt „Backbordbug vor Steuerbordbug“. Liegt dein Segelboot also im „Backbordbug“ bei, musst du dir um das Ausweichen keine Sorgen machen.
Überzeugt?
Nun heißt es ausprobieren und üben. Versuche die Manöver einfach einmal in einer geschützten Ecke deines Segelreviers. Mich haben sie überzeugt. Damit werden sie auf meinen Segeltouren zu einem guten Begleiter und dem Mittel der Wahl, wenn es mal hektisch wird.
Hast du schon Erfahrungen mit dem Beiliegen und Beidrehen gesammelt? Kanntest du die Manöver schon? Verwendest du sie auch und wenn ja, wofür? Lass mich deine Meinung gerne in den Kommentaren wissen.
Ahoi und bis bald!
Yacht.de Artikel – BEIDREHEN UND BEILIEGEN Seemannschaft, die Ruhe schafft – ein geniales Manöver ( zum Artikel ) ADAC Artikel – Beiliegen bzw. Beidrehen mit der Segelyacht ( zum Artikel )
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, Felix Keßler
· 01.08.2018
Die größten Vorteile von Katamaranen gegenüber Einrumpfern zeigen sich außerhalb des Hafenbeckens: Sie sind ideale Badeplattformen ohne Schaukelei vor Anker, bieten bei gleicher Länge deutlich mehr Platz und Komfort. Sie segeln aufrecht; Manöver wie Wenden oder Halsen sind heute problemlos möglich. Sie sind ähnlich schnell wie ein Einrumpfer und bedürfen keiner erweiterten Segelkenntnisse.
Sobald es mit einem Katamaran aber in einen engen Hafen geht, muss umgedacht werden. Die Boxen müssen deutlich breiter sein als für Monohulls – nicht alle Marinas sind dafür ausgelegt. Hinzu kommt ein Konstruktionsmerkmal, welches das Manövrieren im Hafen erschweren kann: Denn Kats haben wegen ihres geringen Tiefgangs weniger Widerstand gegen Vertreiben, dazu wesentlich höhere Aufbauten, also mehr Windangriffsfläche, als Einrumpfer. Sie neigen damit stärker zum Vertreiben als diese.
Zwar verfügen alle modernen Kats über zwei unabhängige Maschinen und sind dadurch sehr manövrierfreudig, können sogar, anders als ein Monohull, auf dem Teller gedreht werden – der Teller treibt jedoch, übertrieben ausgedrückt, durch den Hafen. Zudem laufen die Propeller oft in dieselbe Richtung, was zu einem markanten Radeffekt führen kann. In Kombination mit den enormen Dimensionen dieser Gefährte kommt da leicht ein Gefühl der Unruhe oder Überforderung auf. Helfen können unsere Anleitungen für die gängigsten Hafenmanöver, die auf den folgenden Seiten dargestellt sind.
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Ein ganz wesentlicher Tipp, der für alle hier gezeigten Manöver gilt, ist, auf den Einsatz der Ruder zu verzichten. Sobald es eng wird, sollten beide Blätter genau in Mittelstellung fixiert werden, entweder per Rad-Spindel oder mit Gummistropps. Der Grund: Ein Kat benötigt die Ruder bei langsamer Fahrt nicht. Eine Drehung ist über die Ruder nur als Kreis möglich, via Maschinen jedoch an Ort und Stelle.
- Den Liegeplatz mit langsamer Achterausfahrt steil anlaufen. Auf vielen Katamaranen kann der Steuermann dabei wenigstens ein Heck sehen. Auf dem abgewandten kann ein Crewmitglied die Einweisung übernehmen. Dieses geht nach dem Aufstoppen mit dem Festmacher an Land und belegt ihn.
- Der Kat hängt jetzt schon einmal sicher und kann sehr kontrolliert dirigiert werden. Der Steuermann dampft mit der dem Festmacher gegenüber liegenden Maschine in die Achterleine ein. Je mehr Schub er gibt, desto kräftiger ist der Drehimpuls. Das landseitige Heck wieder sehr gut abfendern.
Wegen des Windfahnen-Effektes lassen sich Katamarane bei langsamer Fahrt rückwärts sicherer steuern als vorwärts. Das gilt auch beim Anlegen an einer Pier.
- Den Katamaran mit dem Heck voraus langsam in die Lücke an der Pier bringen. Den landseitigen Rumpf vor allem am Heck gut abfendern. Einen Poller oder Ring suchen, der etwas in Luv des Liegeplatzes liegt.
- Mit dem Heck so dicht an Land fahren, dass ein Crewmitglied übersteigen kann. Solange der Festmacher nicht belegt ist, mit der landseitigen Maschine im Rückwärtsgang den Katamaran gegen den Wind halten.
- Mit der außen liegenden Maschine die Drehung einleiten. Sobald der Festmacher belegt ist, reicht die äußere Maschine, um den Kat parallel zur Pier zu halten. Die restlichen Festmacher jetzt in Ruhe ausbringen.
Der Kat liegt längsseits, der Wind drückt ihn auf die Pier. Was zunächst schwierig erscheint, geht mit und sogar ohne Hilfsleinen schließlich doch recht einfach. Wichtig sind Crewmitglieder, die jene Ecken des Kats im Auge behalten, die der Skipper vom Steuerstand aus nicht gut sehen kann. Drei Varianten im Überblick:
Ohne Leinen: Die bei Kats enorme Drehfreudigkeit erleichtert das Ablegen
- Bei leichtem Wind, der den Kat nicht stark versetzt, ist das Ablegen sehr einfach. Alle Leinen lösen und einholen, dann langsam die Propeller gegenläufig arbeiten lassen.
- Am Heck gut abfendern. Ist die Drehung weit genug ausgeführt, langsam die abgewandte Maschine erst in den Leerlauf und dann auf Vorausfahrt bringen.
Mit Achterspring: Bei starkem auflandigem Wind hilft die Hebelwirkung
- Das Heck besonders gut abfendern, eine möglichst lange Achterspring auf Slip ausbringen. Mit der abgewandten Maschine und viel Schub rückwärtsgehen.
- Ist der Katamaran weit genug mit den Bugen herumgedreht, erst mit der landseitigen Maschine vorwärtsgehen, dann mit beiden. Den Festmacher zügig einholen.
Mit Vorspring: Auch über die Buge ist eine Drehung zum Ablegen gegen den Wind leicht
- Den landseitigen Bug abfendern und eine Vorspring auf Slip ausbringen. Wegen der Keilform des Buges muss diese nicht sehr lang sein. Mit der äußeren Maschine eindampfen.
- Die Drehung abwarten, am Bug bei den Fendern aufpassen. Langsam die landseitige Maschine rückwärts dazuschalten, dann mit beiden rückwärtsgehen, die Leine einholen.
Geradeaus ablegen mit Luv-Achterleine:
Dieses Manöver bringt viel Kontrolle bei auflandigem Wind. Außerdem entfällt der manchmal kritische Moment des Umsteuerns von Vorwärts- auf Rückwärtsschub.
Mit Muring bei Seitenwind an- und ablegen:
Saba 50 (pdf)
Fahrtenkatamaran: Vergleichstest (pdf)
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Beidrehen / Beiliegen – so wirds gemacht!
Beidrehen bringt Ruhe!
Bei viel Wind und Welle besteht eine ständige Bewegung im Boot. Dies kann auch hin und wieder zu Unruhe führen. Gegebenenfalls sind Crew-Mitglieder seekrank. Wenn stürmische Bedingungen das Boot aufschaukeln, fällt Kochen schwer. Vielleicht benötigt der Skipper eine kurze Pause, um nasse Kleidung zu wechseln und zu essen.
Dabei muss nicht immer Sturm und Wetter die Begründung zum Beiliegen sein. Manchmal will die Crew sich auch einfach nur sonnen.
Was ist Beidrehen beim Segeln?
Das Beidrehen beim Segeln ist ein Manöver, um Fahrt aus dem Segelboot zu nehmen oder anzuhalten. Dabei wird die Fock back gehalten, das Großsegel gefiert und mit dem Ruder konstant angeluvt. Das Boot liegt schräg zum Wind und treibt ruhig nach Lee. Bleibt man länger in dieser Position, wird es als Beiliegen bezeichnet.
Gründe zum Beidrehen
Gründe für das Beidrehen beim Segeln sind vielfältig. Dabei ist jedoch immer das Ziel, das Boot in einer stabilen und ruhigen Lage zu halten. Die Segelcrew möchte eine Pause machen, bzw. das Boot soll geschützt werden.
Ursachen, warum man beidrehen will, sind u. a.
- schlechtes Wetter
- starke Winde
- Notsituationen (Mann-über-Bord)
- eine Pause einlegen zum Kochen und Essen
Beiliegen – Anleitung des Manövers
Das Manöver des Beidrehens ist denkbar einfach durchzuführen.
Der Ablauf beim Beidrehen ist:
- Großsegel fieren
- Ruder auf anluven
Du erreichst diese Position am besten durch eine Wende , während du die Fock in der alten Position belässt. Die Fock steht dann back.
Achte darauf, dass du möglichst langsam durch den Wind drehst. Dein Boot verliert Geschwindigkeit und fällt nicht zu weit ab.
Je nach Bootstyp ist es ggf. auch machbar, die Fock aktiv back auf „falsche“ Seite zu ziehen. Gerade bei Jollen und Booten mit kleinen Vorsegeln ist dies handhabbar. Bei viel Wind wird es jedoch immer schwer bis unmöglich sein.
1. Wende zum Beidrehen
Am besten klappt das Manöver des Beidrehens, genau wie die Wende auch, vom Am-Wind-Kurs .
Fahre eine Wende mit dichten Segeln. Halte den Kurs im Wind, bis du fast keine Fahrt mehr hast. Dann gehst du langsam durch den Wind. Die Fock bleibt aber in der aktuellen Position. Das heißt, du darfst die Fockschot nicht lösen. Die Fock steht nun back.
Wenn du Klemmen für deine Fock hast, dann klemme die Schoten vor der Wende ein. Rein aus Gewohnheit kann es sonst passieren, dass du die Fock mit auf die neue Seite nimmst.
2. Großschot
Wenn du durch den Wind durch bist, wird das Großsegel gefiert, sodass es frei schwingen kann und das Segel killt. Dein Schiff wird so langsamer.
Je nach Bootstyp, Größe, Kiel und Rigg kannst du aber auch das Großsegel relativ weit dichtholen. Ich bevorzuge ein gefiertes Großsegel. Welches für dich besser klappt, musst du testen.
3. Ruder auf Anluven
Zum Schluss wird das Ruder noch auf Anluven fixiert. Sonst würde das Boot trotz back gehaltener Fock losfahren.
Ein Steuerrad wird nach Luv gedreht und gehalten. Eine Pinne wird nach Lee gedrückt, also zum Baum, und dort festgemacht.
Kommandos beim Beidrehen
- Kommando: „Klar zum Beidrehen!“ – „Ist klar!“
- Kommando: „Ree!“
- Kommando: „Halt back die Fock!“
- Kommando: „Fier auf die Großschot!“
- Kommando: „Ruder auf Luv halten“
Natürlich kannst du auch andere Begriffe nutzen, jedoch sollten diese abgesprochen sein.
Kommandos geben bedeutet eine klare Absprache bzw. Anweisungen. Kommandos heißt nicht anschreien oder herumbrüllen!
Was passiert beim Beiliegen?
Das Vorsegel steht back und das Großsegel ist offen. Dadurch liegt der Segeldruckpunkt sehr weit vorne. Das Segelboot wird leegierig und will konstant vom Wind abfallen und losfahren.
Das wird vom Ruder gekontert. Das Ruder steht auf anluven. Sobald das Boot abfällt und losfährt, fährt es direkt zurück in den Wind und will ggf. wenden.
Das wird wieder durch das back stehende Vorsegel verhindert.
Es entsteht ein Kreislauf, der nicht durchbrochen wird. Das Abfallen klappt nicht wegen der Ruderlage. Das Anluven klappt nicht aufgrund des back gehaltenen Vorsegels.
Nun steht das Boot ruhig zu Wind und Welle und kann ohne Anstrengung kontrolliert werden. Das Boot treibt mit der See.
Gefahren beim Beiliegen
Je nach Wind und Bootstyp bewegt sich das Schiff unterschiedlich schnell über Grund.
Wie? Das bewegt sich noch? Ja!
Dein Schiff hat Fahrt verloren und steht ggf. still im Wasser, dennoch treibt es weiter. Es hat Fahrt über Grund!
Bereits in ruhigen Gewässern ohne Strömung bewegt es sich mit 1 bis 2 Knoten nach Lee. Dies musst du ständig im Auge behalten.
- Kontrolliere immer den Raum in Lee
- Legerwall Situationen (auflandiger Wind + Land in Lee vom Schiff) ist für das Beiliegen eher ungeeignet
Durch einen Treibanker kannst du das Abdriften nach Lee verringern.
In Segelrevieren im Binnenland kommt es häufig zu starken Winddrehern. Wenn diese zu groß sind, kann das Boot ggf. wieder ungewollt zurückwenden und losfahren.
Wie fahre ich nach dem Beiliegen wieder los?
Um mit deinem Segelboot aus dem Beiliegen wieder loszufahren, arbeitest du die Abfolge vom Beidrehen rückwärts ab.
3. Ruder in die Mitte – „Ruderlage mittschiffs!“
2. Großsegel dicht holen – „Hol an die Schoten auf Am-Wind-Kurs!“
1. Fock über auf die Leeseite. – „Über die Fock!“
Du bist jetzt mit den Segeln auf dem anderen Bug. Ist dieser Kurs nicht gewollt, dann musst du wieder zurückwenden.
Häufig gestellt Fragen
Wie ist die segelstellung beim beiliegen.
Beim Beiliegen steht die Fock back, also auf der Luv Seite, das Großsegel ist gefiert in Lee und das Ruder ist Richtung Luv fixiert.
Kann man mit Jollen und Yachten beidrehen?
Ja, beidrehen bzw. beiliegen kann man mit jedem Segelboot.
Was ist der Unterschied zwischen Beidrehen und Beiliegen?
Beidrehen ist ein Manöver beim Segeln, um das Boot zu verlangsamen und ruhig zu Wind und Welle zu stellen. Beiliegen ist, wenn man diese Position länger für z. B. eine Pause hält.
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Das Beiliegen bringt Ruhe in einer schwierigen Situation an Bord. Wie das Manöver funktioniert, erklärt dieser Beitrag von Sönke Roever.
Beidrehen Schritt-für-Schritt-Anleitung. Beiliegen kann jedes moderne Segelboot mit Groß- und Vorsegel, auch Katamarane. Beidrehen ist das Manöver, das ich dir gleich zeige. Schnellanleitung Beidrehen. Langsam Wende einleiten; Schoten belegt lassen; Vorsegel steht back, hart Luv-Ruder; Baum etwas fieren
Beidrehen mit der Segelyacht. Unter Beiliegen bzw. Beidrehen versteht man ein Manöver, bei dem das Boot in einer möglichst ruhigen und stabilen Lage quer zu Wind und Wellen treibt. Die seitliche Abdrift beträgt dabei je nach Wetterverhältnissen und Bootstyp nur noch 1 bis 2 Knoten.
Beidrehen beschreibt ein Manöver, durch dass das Segelboot (auch bei ungemütlicherer See) in eine stille, stabile Lage gesetzt wird. Es treibt in diesem Zustand mit einer geringen Geschwindigkeit nach Lee mit den Wellen mit.
Statt bei der Wende beide Segel zu lösen, wird beim Beidrehen die Fock back gehalten.
Mit diesem Manöver bringst Du Ruhe ins Boot um z.B. eine Pause zu machen oder... In diesem Video erkläre ich Dir, wie Du mit einem Segelboot beidrehen kannst!
Beidrehen ist ein Manöver eines Wasserfahrzeugs zum Zwecke der Verlangsamung oder des Anhaltens in einer möglichst ruhigen Lage. Ist diese Lage erreicht, spricht man vom Beiliegen des Fahrzeuges.
Das Beidrehen mit anschließendem Beiliegen ist eine bewährte Methode, um die Bewegungen einer Yacht zu beruhigen. Ob das jedoch auch mit modernen U-Spantern geht, zeigt der Test Ziel dieses Manövers ist, die Yacht mittels Trimmen so zu Wind und Wellen zu legen, dass sie sich möglichst wenig bewegt.
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