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Reisebericht
Südsee/französisch polynesien/tuamotus, apataki carenage.
Zoom –click on map-
von Ute & Hajot, SY “Tiamada”, [email protected]
Stell dir vor, du würdest nach jahrelangem Segeln, einigen Blessuren und den ein oder anderen Abnutzungserscheinungen ein Plätzchen auf einer einsamen Südseeinsel für ein halbes Jahr zum Ausruhen und deine Wunden pflegen finden. Klingt paradiesisch? Ist es! Solch einen Platz haben wir für unseren Katamaran TAIMADA gefunden: Auf dem Südseeatoll Apataki in Französisch Polynesien, inmitten der Tuamotus.
Pauline und Alfred Lau haben mit ihrem Sohn Tony diese Werft 2008 auf dem kleinen Motu de Tamaro (S 015° 33,5’ W 146° 14,5’) eröffnet, auf dem nur sieben Menschen leben. Abseits der üblichen Zyklon-Zugbahnen ist dies der ideale Platz, das Schiff über die heiße, stürmische Zeit des Sommers der Südseehalbkugel unterzubringen. Definitiv kann man nirgends auf der Welt schöner stehen – inmitten von Palmen, weißem Sand und fernab vom üblichen Lärm und Schmutz der sonstigen Werften. Und dies alles zu einem Preis, der weitaus niedriger war, als alles, was wir bislang in neun Jahren Segelzeit bei Werftaufenthalten in Mittelmeer, Karibik und USA bezahlt hatten. Das einzige Problem war hier die Suchtgefahr – möchte man sich sonst teilweise nicht mal mehr an den Werftaufenthalt erinnern, so fiel es uns hier richtig schwer, wieder wegzufahren.
Mag auch das Liften mit dem Slipwagen an den Traktor gespannt zuerst etwas abenteuerlich anmuten (zumal wir nur noch mit einem Ruder unterwegs und daher nur eingeschränkt steuerfähig waren) – wir fühlten uns während des Liftvorgangs zu jeder Zeit gut und kompetent betreut.
Die TAIMADA fand ein ordentliches Plätzchen und wurde für jedes Wetter sicher an Betonplatten befestigt. Selbst nach halbjährlicher Abwesenheit war das Deck erstaunlicherweise sehr sauber. Auch im Bootsinneren war alles trocken, obwohl wir uns dagegen entschieden hatten, Lüften zu beauftragen – es gab keinerlei Schimmel oder übermäßig muffiger Geruch (da hatten wir schon nach zwei Wochen Abwesenheit in Panama ganz andere Erfahrungen gemacht). Und gegen die Gecko-Familie, die sich an Deck eingenistet hatte, hatten wir nichts einzuwenden, denn so war nicht eine Spinne an Bord.
Doch wie steht es mit der Infrastruktur, wird sich der ein oder andere fragen (wie wir übrigens auch vorneweg). Der kleine Bootszubehörladen auf der Insel, der wirklich 24/7 geöffnet ist, hat zwar das ein oder andere Ersatzteil zu bieten, doch meist braucht man ja das, was nicht vorrätig ist – wie unser alter Bekannter Murphy schon weiß.
Hier einige unserer Erfahrungen:
Mit welchem Problem wir auch ankamen, Alfred klemmte sich ans Telefon, drückte uns eine frische Trink-Kokosnuss in die Hand und tat alles Menschenmögliche.
War ein Teil unserer Bordbatterien nach einem halben Jahr stehen defekt und wir benötigten Neue – Alfred hatte sie innerhalb 3 Tagen besorgt und sogar noch 20% Rabatt beim Bootszubehör in Papeete rausgeschlagen, so dass wir selbst mit dem Transport des Transportschiffes Cobia noch günstiger waren als in Tahiti. Und so wurden sie uns noch mit dem Traktor bis aufs Deck der TAIMADA geliefert ohne stressige Schlepperei.
Unser Steuerbord-Motor sprang nicht mehr an und wir benötigten einen neuen Anlasser. Mit dem Flugzeug war er 2 Tage später da, Alfred holte ihn im Hauptort von Apataki ab. Natürlich auch hier wieder mit Rabatt und Lieferung an Bord.
Die Opferanode unserer Schraube war verschwunden. Alfred bestellte umgehend eine Neue. Und als sich unsere in der Ritze eines Kartons wiederfand, behielt er die bestellte für seinen Shop – ohne uns Kosten für den Eiltransport zu berechnen.Wo es hakte, wo es klemmte, ob wir Maschinen oder sonst etwas benötigten, wir fanden jederzeit ein offenes Ohr und hilfsbereite Hände, ohne zusätzliche Berechnung.
Sollte jemand größere Reparaturarbeiten am Schiff auszuführen haben: In GFK-Arbeiten ist Tony sehr erfahren und kompetent. Obwohl wir unsere Arbeiten selbst ausführten, stand er uns mit Rat und Tat zur Seite. Für Rigging und Motorarbeiten gibt es niemanden vor Ort, hier muss improvisiert werden. Zeitweise ist ein französischer Segelmacher mit seiner Yacht vor Ort, der kleinere Reparaturarbeiten an Segeln schnell und kompetent erledigt.
Wer sein Antifouling oder Polierarbeiten nicht selbst machen möchte – auch diese Arbeiten werden vom Apataki Carenage Service angeboten.
Weiterer Service?
Wer sich nun nach verschwitzt nach getaner Arbeit lieber erst einmal ins türkisfarbene, klare Wasser stürzt und nicht nach einer gekachelten Dusche schreit, ist hier genau richtig. Hinterher kann man sich ausgiebig mit reichlich Regenwasser abspülen – eine Dusche direkt an den Stellplätzen ist momentan im Bau. Auch ein sauberes Toilettenhäuschen ist vorhanden. Weitere Dusch- und Toilettenmöglichkeiten gibt es bei den Häusern.
Strom wird mittels Generator erzeugt – wer für Arbeiten an Bord einen kleinen 2 kW mieten möchte, kann dies kostenlos tun, es muss nur der eigene Sprit mitgebracht werden.
Besonders erwähnenswert: Während der kompletten Zeit unserer Abwesenheit wurden wir immer wieder (unaufgefordert) von Pauline oder Tony über das „Wohlbefinden“ der TAIMADA mittels Mail und Fotos informiert, z.B. als ein Sturm kam oder sich der Tsunami nach dem Erdbeben in Japan ankündigte.
Als wir in Abwesenheit große Probleme mit dem Rigger API Yachting in Tahiti hatten, der nicht für uns erreichbar war (bzw. sich verleugnen ließ, aber das war eine andere Geschichte), rief Pauline dort an und stellte den Kontakt mit ihm wieder her.
Und wie steht es mit dem leiblichen Wohl? Alfreds Vater Assam und seine Frau haben eine Hühnerfarm auf dem Motu. Jederzeit legefrische Eier sind garantiert. Großzügig haben die Laus oft frische Früchte, wie Bananen, Feigen und Papaya aus dem Garten, ebenso Gurken, mit uns geteilt und mitten auf der Werft stehen Tomatenstauden, von denen wir uns frei bedienen durften. Und eine Tomate war eigentlich immer reif. Sonstige Einkäufe erledigen Pauline oder einer der Männer im Hauptort von Apataki nach Bestellung und liefern an Bord. Die Auswahl in den Läden der Tuamotus ist nicht riesig, doch wir haben das Meiste, was wir gebraucht hatten, bekommen. Und was man nicht findet, kann jederzeit von Paulines und Alfreds Tochter Nancy in Papeete besorgt werden und – je nach Dringlichkeit – mit dem Transportschiff Cobia, das zweimal pro Monat fährt, oder per Flugzeug geschickt werden, ob es eine Kiste frischer Früchte und Gemüse oder sonstiges, was das Herz begehrt, sei.
Und wer nach Schleifen und Streichen keine Lust mehr auf Kochen hat, oder wer auch sonst einfach gerne mal sehr gut und sehr günstig isst, der sollte sich des Abends öfter von Pauline und Alfred bekochen lassen. A la Maison – äußerst köstliche Hühnergerichte! – oder auch Steak und Frites, Nudeln, Poisson Cru oder frisch gefangene Langusten – was immer wir hatten, war ein Gaumenschmaus. Und die riesigen Drinks zu supergünstigen Preisen haben uns schon so das ein oder andere Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Doch was uns am Meisten in den Bann gezogen hat, war diese Atmosphäre: Die Werft war nicht das übliche staubige, schmutzige, genervte Erlebnis – es war für uns ein Zuhause für die zwei Wochen unseres arbeitsamen Aufenthaltes. Inmitten von Leuten, deren offene, freundliche, hilfsbereite Art wir mehr als schätzen gelernt haben. Was sie uns gaben, war nicht vom Werftbesitzer an den Kunden – es kam direkt aus dem Herzen dieser großmütigen Personen.
Wir danken Pauline, Alfred, Tony, seiner Freundin Caroline, Vater Assam, Mammi und dem Helfer Nini für die wunderbare Zeit, die wir mit ihnen verbringen durften. Die Abende in ihrem Pavillon mit interessanten Gesprächen, leckerem Essen, polynesischer Musik, oft selbst gesungen und gespielt von Alfred auf der Ukulele und Tony auf der Gitarre, auf ihrem traumhaft schönen Südsee-Motu.
Infos gibt es unter www.apatakicarenage.com oder per Mail unter [email protected] Französisch und Polynesisch ist die Muttersprache, Pauline spricht sehr gut Englisch und auch mit Tony und Alfred kann man sich gut auf Englisch verständigen. Telefonisch sind sie erreichbar unter: +689-727813
Taimada Katamaran |