Wie funktioniert die Wende beim Segeln?
Während des Wende-Manövers beim Segeln dreht das Boot mit dem Bug (der Spitze) durch den Wind und die Segel auf die andere Seite herüber kommen.
Die Voraussetzung für eine gute Wende ist, dass du von (Hoch) Am Wind Kurs zu (Hoch) Am Wind Kurs wendest. Dabei kannst du entweder mit den Segeln auf Backbord (links) oder auf Steuerbord (rechts) beginnen und während du durch den Wind kreuzt kommen die Segel auf die andere Seite über.
Segelst du konstant Richtung Luv, also Richtung Wind, und machst hin und wieder eine Wende, dann heißt das Am Wind Kreuzen.
Das Gegenteil zur Wende (Bug durch den Wind) ist eine Halse. Bei solch einer Halse dreht dein Boot mit dem Heck durch den Wind. Manchmal wird das auch Wenden vor dem Wind bezeichnet.
Warum muss mein Boot gewendet werden?
Durch das Anluven bzw. Abfallen, also durch Kursveränderungen ohne das deine Segel auf die andere Seite des Bootes gehen, kannst du verschiedene Richtungen segeln. Allerdings nur auf der einen Seite vom Wind. Das heißt, deine Segel sind immer auf derselben Seite vom Boot.
Möchtest oder musst du sogar in die andere Richtung segeln, dann ist es Zeit für eine Wende (bzw. Halse).
Hauptsächlich wird die Wende zum Kreuzen genutzt. Selbst wenn du immer konstant Hoch Am Wind segelst, musst du irgendwann wenden, um an dein Ziel direkt in Luv zu kommen.
Liegt dein Ziel nicht direkt in Luv und du kannst es allein durch anluven bzw. abfallen erreichen, ist keine Wende notwendig.
Wunderst du dich vielleicht warum die Wende gewöhnlicherweise vor der Halse unterrichtet wird? Das hat den Grund, dass die Wende im Verhältnis zur Halse meist kontrollierter abläuft und das Segeln nach Luv gefördert wird. Nach Lee kommt man nämlich immer, auch ohne Segel.
Hinweis: Selbst wenn dein Ziel direkt in Luv liegt, hält dich nichts davon ab ausschließlich Halsen zu fahren. Allerdings musst du dann dabei beachten, dass du mit jeder Halse wieder Teil der ersegelten Höhe verlierst.
Der Ablauf einer Wende / Kommandos
Segelst du allein brauchst du dir natürlich keine Ansagen machen. Sind jedoch mehr Personen an Bord, dann müssen alle wissen was passiert.
(1) Wie weiter oben schon beschrieben ist die Voraussetzung für eine Wende, dass dein Segelboot auf Hoch Am Wind segelt. Das bedeutet, dass deine Segel dicht sind und die Windfäden in der Fock bestenfalls horizontal nach hinten wehen. Weißt du nicht genau was Hoch am Wind bedeutet, lies dir diesen Artikel zuerst durch.
(2) Desweiteren sollte genug Platz in Luv sein, dass du in kein Boot, Felsen oder anderes Objekt rein segelst.
(3) Möchte die Person am Steuer nun wenden, dann heißt es: „Klar zur Wende!?“.
(4) Der Vorschoter ist hoffentlich nun nicht all zu sehr überrascht, unterbricht das Bewundern des Wassers und kümmert sich um die Fockschot. Diese muss aus der Klemme genommen werden. Dabei muss die Fock weiter schön dicht gehalten werden, denn wir segeln auf Hoch Am Wind.
Ist der Vorschoter fertig mit rümtüdeln, kommt die Antwort „Ist Klar!“, aber auch wirklich nur dann.
(5) Die Person am Steuer nimmt das dankend zur Kenntnis, rückt etwas in die Mitte und leitet die Wende mit der Ansage „Ree“ ein. Da wir immer auf der gegenüberliegenden Seite vom Großsegel sitzen, also in Luv, heißt das, dass die Pinne weggedrückt wird.
(6) In dem Moment, in dem die Segel rüber kommen, bewegen sich auch alle Segler auf die andere Seite. Dabei schauen alle nach vorne bzw. halten die Segel im Auge.
(7) Während dem Seitenwechsel tauscht die Person am Steuer hinter dem Rücken die Hand an der Pinne, während der Bereich vor dem Boot nicht aus dem Auge gelassen wird. Der Winkel der Pinne bleibt konstant gleich. Nur weil die Hand gewechselt wird, heißt das nicht, dass die Pinne in die Mitte gestellt wird oder sogar auf die andere Seite des Bootes geschoben wird.
Segelst du mit Pinnenausleger, findest du zum Handwechsel weitere Informationen weiter unten .
Merke: Der gesamte Seitenwechsel ist synchron mit dem Seitenwechsel des Segels. Kommt das Segel langsam rüber, bewegen wir uns ebenso langsam auf die andere Seite. Kommt das Segel schnell, müssen wir uns auch beeilen auf die andere Seite zu kommen.
Ist das Segel in der Mitte, sind die Segler in der Mitte. Geht das Großsegel nun auf die neue Lee Seite, setzen sich alle Segler auf die neue Luv Seite.
(8) Da der Vorschoter die Fockschot immer noch vorbildlich dicht hält, steht die Fock nun „back“. Das heißt, deine Fock hat durch den Winddruck einen Bauch in die entgegengesetzte Richtung. Das hilft dir und deinem Boot durch den Wind zu drehen. Vorschoter berichtet: „Fock Back!“
(9) Wenn das Großsegel anschließend auf der neuen Seite in Lee angekommen ist, sagt der Steuermann „Fock über!“.
(10) Auf die Ansage „Fock über!“, lässt der Vorschoter die alte Luv-Fockschot los und holt die Fockschot auf der neuen Luv Seite sofort dicht.
(11) Ist das Großsegel nun in neuer Hoch Am Wind Stellung auf dem neuen Bug und flattert nicht mehr, wird die Pinne in die Mitte vom Boot gestellt.
Da wir für die Wende nichts an der Großschot ändern mussten, sollte diese immernoch schön dicht sein.
(12) Geschafft! Wir haben eine Wende gefahren und segeln auf neuem Hoch Am Wind Kurs weiter. Jetzt geben wir noch allen bekannt: „Hoch Am Wind Kurs liegt an“.
Merke: Nur weil es im Segeljargon „Kommando“ heißt, bedeutet das nicht schreien oder militärischer Ton. Das Wort „Kommando“ kann auch gerne mit dem Wort „Hinweis“ ausgetauscht werden. Außerdem gilt: die benannten Kommandos kannst du je nach Belieben mit deinem Segelteam verändern. Ob du nun sagst „Klar zur Wende!?“, „Lass wenden!“ oder „Butterbrot mit Käse!“ liegt ganz allein bei dir und wie du und dein Team sich verständigen. Allerdings gilt: Egal wie die Kommandos lauten. Jeder sollte wissen, was welches Kommando bedeutet. Für mich heißt es immer „Klar zur Wende?!“ und auf das „Ist Klar“ zähle ich 3, 2, 1 runter. Nach der 1 leite ich die Wende mit dem Drücken der Pinne ein. Dabei gilt: Je schneller ich 3, 2, 1 herunterzähle, desto zügiger werde ich das Boot durch den Wind drehen und desto flotter müssen mein Vorschoter und ich auf die andere Seite.
Zusammenfassung Ablauf der Wende beim Segeln mit Vorschoter
- Hoch Am Wind segeln
- Kontrolle ob genügend Platz in Luv vorhanden
- Ansage Steuermann: „Klar zur Wende!?“
- Reaktion Vorschoter: Fock aus der Klemme und „Ist Klar!“
- Steuermann: Etwas mittig rutschen, Pinne wegdrücken und Ansage „Ree“
- Seitenwechsel in Synchronität mit dem Segel und mit Augen nach vorne / ins Segel
- Steuermann: Handwechsel hinter dem Rücken*
- Wenn Fock back: Vorschoter: „Fock Back!“
- Wenn Boot durch den Wind (= Fock ist back und Großsegel deutlich auf neuer Seite): Hinsetzen im neuen Luv, Steuernmann: „Fock über!“
- Vorschoter: loslassen alte Fockschot, dichtholen neue Fockschot
- Großsegel killt nicht mehr: Pinne in die Mitte
- Steuermann geht auf Hoch Am Wind Kurs und „Hoch Am Wind Kurs liegt an“
- Mit einem Lächeln weiter segeln
*Segelst du mit Pinnenausleger ändern sich die Abläufe hier etwas ( siehe weiter unten ).
Achtung: Diese Abläufe sind für kleine Kielboote und trägere Jollen geeignet. Segelst du eine moderne (Gleit-)Jolle, ist das Fock Back halten meist überflüssig und endet meist in ungewollter Krängung oder einer Kenterung bei mehr Wind. Hier gilt dann: Fock über sobald der Baum anfängt in die Mitte zu kommen.
Wie weit muss die Pinne gedrückt werden?
Das liegt an diversen Faktoren. Je schneller dein Boot unterwegs ist, desto weniger Pinne musst du legen, denn du nimmst mehr Schwung mit durch den Wind. Fang am besten mit wenig drücken an (ca. 20°) und justiere nach.
Merkst du, dass dein Boot zu viel Fahrt verliert und ggf. Im Wind stecken bleibt, dann drückst du die Pinne einfach etwas mehr weg.
Keinen Falls solltest du die Pinne soweit wie möglich wegdrücken. Das ist ein typischer Fehler beim Wenden (siehe unten).
Wenden mit Pinnenausleger
Modernere Jollen haben alle Pinnenausleger. Diese sind vonnöten damit man effektiv ausreiten kann und somit den passenden Gewichtstrimm erzeugt. Hast du einen Ausleger an Bord, solltest du diesen auch nutzen und keine Angst davor haben. Denn Wenden mit Pinnenausleger und ohne Pinnenausleger sind fast identisch. Die ersten Schritte bleiben weiterhin:
- Schauen ob man Platz hat
- Etwas einrutschen
- Pinne wegdrücken
Jetzt allerdings ändert sich etwas. Denn anstelle die Pinne in der Mitte des Bootes hinter dem Rücken zu tauschen, gehen wir erst auf die andere Seite, setzten uns hin und steuern mit der gleichen Hand weiter. Das heißt also:
- Seite wechseln
- Wende beenden und geradeaus Steuern
- Handwechsel
Natürlich muss man dazwischen noch Zeit finden mit seinem Vorschoter zu kommunizieren (Kommandos etc.).
Ebenso mag es im ersten Moment etwas kompliziert bzw. ungewohnt klingen, ist jedoch überhaupt nicht schwer, wenn man weiß wie es geht.
Dafür wird es in naher Zukunft detaillierte Bilder und ein Video geben.
Häufige Fehler beim Wenden
Eigentlich kann man bei der Wende nichts falsch machen. Kommst du allerdings nicht durch den Wind durch oder du beendest die Wende nicht auf Am Wind Kurs, sondern z.B. auf Halbwindkurs, dann lies die folgenden Hinweise durch.
Was sind also die typischen „Fehler“, die deine Wende weniger effizient machen?
Dein Boot bleibt im Wind stecken
Ursachen dafür sind vielfältig. Folgendes kannst du dabei bei deinen Abläufen checken.
- Du startest nicht auf Hoch Am Wind
- Du legst zu viel Ruder
- Du legst zu wenig Ruder
- Du stellst die Pinne zu früh in die Mitte
- Vorschoter wechselt die Seite der Fock zu früh
Welche Folgen hat das auf dein Boot?
- Je mehr und länger du den Kurs deines Bootes veränderst, dein Boot also dreht, desto mehr Geschwindigkeit verliert dein Boot. Dein Ruder wirkt als Bremse.
- Dein Ruder steht quer und bremst dein Boot. Versuch einmal deine breite Handfläche durch das Wasser zu drücken. Das hat denselben Effekt wie ein quer gestelltes Ruder.
- Wenn du zu langsam drehst und dich zu lange Im Wind befindest, wirst du immer langsamer da deine Segel killen und nicht mehr funktionieren. Nach langsam kommt Stop und ohne Vortrieb keine Strömung am Ruder und somit keine Wirkung durch dieses. Du fängst an rückwärts zu treiben.
- Dein Boot kommt nicht komplett durch den Wind durch, du wirst zu langsam und eine Steuerung wird unmöglich. Du fängst an rückwärts zu treiben.
- Geht die Fock zu früh über, während der Wind noch von der alten Luv Seite kommt, dann wird diese ungewollt back gestellt. Damit entsteht viel Druck im Vorsegel und wir werden wieder zurück in die Anfangsposition geschoben.
Wie kannst du dich verbessern?
- Lerne was genau Hoch Am Wind bedeutet und wie die Segelstellung, inklusive Windfäden, sein muss.
- Lege erst wenig Ruder (ca. 20°-30°) und passe die Lage je nach Verhalten des Bootes an. Je mehr Wind und Vortrieb bei deinem Boot, desto weniger Ruderlage brauchst du. Achte auf deine Segel und wann diese anfangen zu killen bzw. wann dein Baum überkommt. Wird dein Boot langsamer, kannst du der Drehung mit mehr Ruder nachhelfen.
- Achte auf deine Segel und wo sich der Baum befindet. Ist der Baum auf der neuen Seite, dann zeigt dein Bug bereits in die neue Richtung und die Wende ist so gut wie geschafft. Dreh dein Boot etwas mehr. Wenn deine Segel nicht mehr killen, dann kannst du die Pinne in die Mitte stellen.
- Achte darauf, dass der Vorschoter so lange wie möglich die alte Luv Fockschot dicht hält. Mindestens jedoch bis die Fock von allein back steht und somit dem Boot geholfen wird durch den Wind zu drehen.*
*Punkt 5 gilt wie im „Achtung“ weiter oben beschrieben für trägere Jollen. Bei moderneren Jollen würdest du mit dem zu langem Back Halten der Fock ggf. eine Kenterung generieren.
Die Wende endet auf Halbwindkurs
Die Ursache ist bei diesem Problem recht eindeutig. Denn wenn du deine Wende auf Halbwind beendest, dann stellst du die Pinne zu spät zurück in die Mitte vom Boot.
Das geschieht, weil du
- Keine Ahnung hast was Hoch Am Wind bedeutet
- Nicht erkennst wo der Wind herkommt
- Die Segel nicht komplett dicht hast und somit die falsche Segelstellung hast
- Nicht auf das Killen der Segel und deine Umgebung achtest
- Lerne die Kurse zum Wind bzw. was Hoch Am Wind bedeutet.
- Lerne wie du deine Segelstellung nutzen kannst, um die Kurse am Wind zu erkennen.
- Bevor du die Wende auf Hoch Am Wind startest, schaue über deine Schulter und suche dir einen Punkt der ca. 90° von deinem aktuellen Kurs ist. Wenn wir davon ausgehen das Im Wind ca. 45° links und rechts vom Wind ist, dann sollte 90° von deinem aktuellen Kurs dein neuer Hoch Am Wind Kurs liegen. Hierzu kannst du ggf. noch einmal bei im Artikel „Kurse zum Wind“ nachlesen.
- Und allgemein: Hab keine Angst vorm Baum und behalte das Segel im Auge bzw. was außerhalb deines Bootes passiert. Beachte zum Beispiel, wie schnell dein Boot bei welcher Pinnenlage dreht und was diese machen. Killen die Segel schon/noch zeigt dein Boot in den Wind. Hat das Killen aufgehört, ist die Wende geschafft.
Besonderheiten
Besonderheiten bei der Wende gibt es nur, wenn du eine Selbstwendefock auf dem Boot hast. Beispiel für solche Boote wären der 29er und 49er, also sehr sportliche Boote oder Yachten, die mit einer solchen Fock ausgestattet sind.
Was ist eine Q-Wende?
Eine Q-Wende ist ebenso eine Wende. Allerdings wird diese nicht auf Hoch Am Wind gestartet, sondern auf Halbwind oder Raumwind Kurs. Segelt man eine Q-Wende, muss man sich mit dem Manöverkreis auskennen und passend zu jedem Kurs die Segeleinstellung beachten. Hier liest du mehr über die Vor- und Nachteile sowie den Ablauf einer Q Wende .
Eine Q-Wende fährt man entweder, weil es zu windig für eine Halse ist. Dann beginnt man die Wende auf Raumwind, geht über Halbwind und Am Wind durch den Wind durch und fällt anschließend wieder auf Am Wind, Halbwind und Raumwind Kurs ab.
Oder eine Person ist über Bord gegangen und die Crew möchte keine Gefahr eingehen, eine weitere Person zu verlieren, wenn der Baum bei der Halse schnell herüber schwingt. Sonst hat man schnell 2 Leute im Wasser und ein noch größeres Problem.
Sind dir einige Begriffe nicht bekannt, dann empfehle ich dir das Seglerlatein auf Segelplanet.de – Segelbegriffe für Anfänger auf Deutsch & Englisch einfach erklärt.
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Die wichtigsten Segelmanöver im Überblick
Beim Segeln gibt es einige Manöver, die Skipper unbedingt beherrschen sollten. Die wichtigsten Segelmanöver und alles Wichtige zu Wende, Halse und Co.
Um ein Boot zu steuern, seine Richtung und Geschwindigkeit zu verändern und die Segelstellung dem Wind anzupassen, sind verschiedene Handlungen erforderlich, die als Segelmanöver bezeichnet werden. Jedes Manöver hat eine eindeutige Bezeichnung, wie Halse, Wende, Aufschießen oder Beiliegen. Auch ist jedem Manöver eine klare Manöversprache zugeteilt, damit die Abläufe an Bord im Bezug aufs Timing und die einzelnen Crewmitglieder, wie Vorschoter oder Steuermann, aufeinander abgestimmt sind.
Nachfolgend geben wir einen Überblick über die 6 wichtigsten Segelmanöver und zeigen, worauf es bei der Ausführung ankommt.
Die 6 wichtigsten Segelmanöver im Überblick
Sechs der wichtigsten Segelmanöver sind:
- Aufschießen
Segelmanöver: Die Wende
Segelboote können nicht genau gegen den Wind fahren. Um Vortrieb zu erlangen, muss der Wind also immer etwas schräg einfallen, je nach Bootsart und Takelung mal mehr mal weniger schräg. Segelt ein Boot von A nach B und der Wind kommt direkt aus der Richtung, in die man unterwegs ist, muss daher ein Zickzack-Kurs gefahren werden, das sogenannte Kreuzen. Für diesen Zickzackkurs sind häufige Richtungsänderungen notwendig, bei denen der Bug, also die Spitze des Bootes, durch den Wind gedreht wird. Bei diesem Manöver spricht man von einer Wende.
Die Wende Schritt-für-Schritt
Eine Wende erfolgt im mehreren Schritten. Diese sind:
- Anluven des Bootes, also in den Wind steuern
- sobald das Vorsegel flattert und der Wind die Seite wechselt, Fock auf die andere Seite überholen
- auch das Großsegel wechselt die Seite
- das Boot wird auf den neuen Kurs gebracht
- die Segel werden an den Wind angepasst (getrimmt)
Segelmanöver: Die Kommandos bei der Wende
Während eine Wende ausgeführt wird, sind auch mehrere Kommandos nötig:
- Der Steuermann informiert die Crew über die anstehende Wende: „Klar zur Wende“
- Die Crew bereitet sich vor und nimmt die Positionen ein. Bestätigung, dass alle bereit sind, durch: „Ist klar!“
- Sobald der Steuermann das Boot dreht: „Ree“
- Sobald der Vorschoter das Segel auf die neue Leeseite überholen soll: „Hol‘ über die Fock“
- Bei manchen Bootstypen hilft es, beim Drehen des Bugs die Fock etwas länger stehen zu lassen, also „back“ zu halten. In diesem Fall erfolgt das Kommando: „Halt back die Fock“
Segelmanöver: Die Halse
Im Gegensatz zur Wende wird bei der Halse das Heck durch den Wind gedreht, wenn das Boot raumschots segelt (Wind von schräg hinten) oder auf Vorwindkurs (Wind von hinten) ist. Dieses Manöver ist etwas anspruchsvoller als eine Wende, weil der Großbaum bei achterlichem Wind weit aufgefiert ist und deshalb einen langen Weg von der einen zur anderen Seite zurücklegen muss. Bei Unachtsamkeit oder Fehlern im Timing kann es so zu einem unkontrollierten Überschlagen des Großsegels mit Großbaum kommen, der sogenannten „Patenthalse“.
Die Halse Schritt-für-Schritt
Es gibt mehrere Schritte, die beim Ausführen einer Halse von Bedeutung sind. Dazu gehört:
- Das Abfallen des Bootes mit dem Heck durch den Wind
- Bevor der Wind die Seite wechselt, dichtholen der Großschot
- Nach dem Seitenwechsel Großschot wieder auffieren
- Vorsegel auf die andere Seite überholen
- Auf den gewünschten Kurs steuern
- Segel anpassen und trimmen
Segelmanöver: Die Kommandos bei der Halse
Die wichtigsten Kommandos beim Ausführen einer Halse:
- Der Steuermann informiert die Crew über die anstehende Halse: „Klar zur Halse“
- Crew bereitet sich vor und nimmt die Positionen ein. Bestätigung, dass alle bereit sind durch: „Ist klar!“
- Sobald der Steuermann das Boot dreht: „Neuer Kurs: Raumer Wind! Fier auf die Schoten!“
- Beim Killen des Vorsegels: „Fock fällt!“
- Gleichzeitig, bevor das Boot durch den Wind dreht: „Hol‘ dicht die Großschot!“
- Sobald der Wind die Seite wechselt: „Rund achtern!“
- „Hol über die Fock!“
- „Fier auf die Großschot“ – um das Großsegel der Windrichtung anzupassen und möglichst keine Fahrt zu verlieren.
Segelmanöver: Die Q-Wende
Eine Q-Wende ist ein Ersatzmanöver, bei dem eine Halse vermieden werden soll. Der Grund für eine Q-Wende ist meistens die Sicherheit. Bei starkem Wind und auch bei hohem Seegang, wenn das Boot durch die von hinten einlaufenden Wellen „rollt“, kann eine Halse so schwierig zu fahren sein, dass die Gefahr einer Patenthalse droht.
Um also eine Halse zu vermeiden, das Boot aber dennoch auf einen neuen Kurs zu bringen, ist die Q-Wende eine sinnvolle Alternative.
Die Q-Wende ist zusätzlich noch ein Rettungsmanöver und wird als „Mann über Bord mit Aufschießer“ auch in Bootsprüfungen abgefragt.
Die Q-Wende Schritt-für-Schritt
So läuft die Q-Wende im Einzelnen ab:
- Anluven des Bootes aus Raumwindkurs, bis ein Amwindkurs erreicht wird
- Dabei die Segel kontinuierlich dichtholen und der Windrichtung anpassen
- Danach erfolgt eine vollständige Wende wie oben beschrieben
- Abfallen vom neuen Amwindkurs auf Raumwindkurs, bis die gewünschte Fahrtrichtung erreicht ist
- Dabei die Segel kontinuierlich fieren und der neuen Windrichtig anpassen
Das Manöver wird vom Steuermann als „Klar zur Q-Wende“ angekündigt. Danach erfolgt die Kommandoabfolge wie bei einer Wende.
Segelmanöver: Der Aufschießer
Als Aufschießer bezeichnet man ein Manöver, bei dem das Boot mit dem Bug direkt in den Wind gedreht wird, um es zu stoppen. Der Aufschießer wird gefahren, um eine im Wasser treibende Person zu bergen, um an einem Steg anzulegen, um zu ankern oder um an einer Boje festzumachen. Auch, um zum Beispiel an einer Schleuse oder vor einer Brücke zu warten, das Boot also „kurz zu parken“, eignet sich ein Aufschießer.
Aufschießer Schritt-für-Schritt
Um einen Aufschießer auszuführen, sind folgende Schritte notwendig:
- Anluven des Bootes bis es direkt im Wind steht
- Segel langsam fieren und killen (flattern) lassen
- Sobald das Boot im Wind steht, durch leichte Korrekturen am Ruder die Ausrichtung halten
Segelmanöver: Reffen
Reffen ist eines der wichtigsten Segelmanöver, und dient vor allem der Sicherheit an Bord. Reffen bedeutet, die Segelfläche zu verkleinern, wenn der Wind zunimmt oder starker Wind erwartet wird.
Wenn der Wind immer stärker weht, nimmt die Krängung, also die Schräglage des Bootes, zu. Ab einem bestimmten Punkt ist es dann sinnvoll, die Segel zu reffen, um das Boot weiterhin sicher steuern und manövrieren zu können und um die Stabilität zu halten.
Vorsegel werden gerefft, indem sie über eine Rollreffanlage verfügen, bei der das Segel um das Vorstag aufgewickelt wird. Ist keine Rollreffanlage vorhanden, kommen je nach Windstärke kleinere Segel zum Einsatz, wie zum Beispiel eine kleine Sturmfock.
Arten zum Reffen der Segel
Es gibt verschiedene Arten, wie Segel gerefft werden können:
- Rollreff : Hierbei können die Segel mit einer Rollreffanlage einfach eingerollt werden. Vorsegel wickeln sich um das Vorstag, das Großsegel rollt entweder im Rollbaum oder im Rollmast auf.
- Bindereff : Hier wird das Großsegel etwas niedergeholt und mit Leinen am Großbaum fixiert. Dazu finden sich in den Segeln entsprechend positionierte Ösen (Reffkauschen, Reffaugen).
- Zweileinen-Reff: Ein System, welches das Reffen über den Einsatz mit zwei umgelenkten und untersetzten Leinen, vorn und hinten am Großbaum erfolgt. Für jede Reffstufe gibt es verschiedene Leinen.
- Einleinen-Reffsystem : Hierbei wird zum Reffen nur eine Leine bedient, die über ein Schlittensystem und verschiedenen Taljen funktioniert. Das Einleinen-Reffsystem ist die komfortabelste Art zu reffen.
Um die Segel zu reffen, muss der Winddruck aus ihnen genommen werden. Unter Druck ist ein Reffmanöver nicht möglich. Deshalb muss für einen Reffvorgang das Boot zunächst soweit angeluvt werden, bis die zu reffenden Segel beginnen zu killen (flattern).
Mit dem Reffen sollte nie zu lange gewartet werden. Eine alte Seemannsweisheit besagt, dass lieber zu früh als zu spät gerefft werden sollte.
Reffen bedeutet jedoch nicht nur, die Segelfläche zu verkleinern (einreffen), sondern auch, bei nachlassendem Wind die Segelfläche wieder zu vergrößern. In diesem Falle spricht man vom „ausreffen“.
Segelmanöver: Das Ankern
Ankern gehört zu den wichtigsten Manövern. Nicht nur, weil eine Nacht vor Anker ein besonderes Erlebnis ist, sondern auch, weil manövrierunfähige Boote mit einem Anker geparkt werden können. Vor allem in strömungsreichen Revieren, wie Flüssen oder Tidengewässern kann ein Motorausfall und ein in der Folge unkontrolliert treibendes Boot verheerende Folgen haben. Ein Anker kann ein Boot an Ort und Stelle halten.
Ankern Schritt für Schritt
Die folgenden Schritte sind beim Ankern zu beachten:
- Einen geeigneten und geschützten Ankerplatz suchen
- Wassertiefe und Untergrund überprüfen
- das Boot langsam an die Stelle manövrieren und in den Wind drehen (siehe Aufschießer)
- Anker über Bord und auf Grund fallen lassen
- Genügend Ankerkette/ Ankerleine stecken, etwa 3 bis 5 mal die Wassertiefe
- Boot langsam rückwärts fahren, um den Anker „einzugraben“
- Wenn das Boot keine Fahrt mehr macht trotz Rückwärtsfahrt, sitzt der Anker
- Fortlaufendes Überprüfen, ob das Boot stabil liegt und nicht driftet. Peilung fester Landmarken Punkte an Land per GPS
- Elektronische Ankerwache einschalten
Weitere Tipps zum Thema gibt es in unserem Anker-Ratgeber:
- Alles Wichtige zum Ankern
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