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Warum kommt es vor Gibraltar zu Orca-Interaktionen mit Segelbooten?
Seit 2020 kommt es vor der iberischen Atlantikküste und nahe der Straße von Gibraltar immer wieder zu Interaktionen zwischen Iberischen Orcas und Segelbooten. Im Sommer 2023 erstmals auch im Mittelmeer. Bislang sind sechs Boote nach einem Orca-„Angriff“ gesunken, zuletzt am 24. Juli 2024. Menschen kamen in allen Fällen bisher glücklicherweise nicht zu Schaden.
Ein verstörender Vorfall ereignete sich am 17. August 2023 vor Tarifa. Dort hatte eine Segelcrew auf Orcas geschossen, um sie zu vertreiben. Womit ist unklar, die Rede war von Böllern oder anderer Pyrotechnik. Dank der Videoaufnahmen von zufällig anwesenden Whalewatchern konnte die spanische Polizei nun erstmals in einem derartigen Fall ermitteln, wie spanische Medien berichteten. Denn obwohl die Verwendung von Böllern oder sonstiger Pyrotechnik und von Vergrämern (Pingern) verboten ist, kommen sie immer wieder zum Einsatz. Dies ist in den einschlägigen Foren nachzulesen.
Inhaltsverzeichnis
Mayday – gesunkene boote nach orca-interaktionen, orca-interaktionen begannen 2020, risikogebiete, kulturelle entwicklung des „bootestoppens“ bei den gibraltar-orcas, verhaltenstipps: wie können sich segler vor den orcas schützen, sicherheitsprotokolle für segler, maßnahmen der spanischen regierung, maßnahmen der portugiesischen regierung, mithilfe erbeten, die gladis-orcas, indische grindwale greifen ein segelboot an.
Der jüngste und bereits zweite Vorfall in diesem Jahr ereignete sich am 24. Juli 2024 gegen 21.00 Uhr an der südspanischen Atlantikküste rund 2 Seemeilen vor der nur wenige Kilometer südwestlich von Tarifa gelegenen Punta Camarina, wie die spanische Seenotrettung Salvamente marítimo am 25. Juli mitteilte. Die dreiköpfige Crew der ca. 12 m langen, unter britischer Flagge fahrenden Bonhomme William konnte gerettet werden, und zum Glück sind alle wohlauf.
Am 12. Mai 2024 war ein rund 15 m langes Chartersegelboot am Kap Spartel vor der Küste Marokkos in Seenot geraten. Orcas hatten sich an Rumpf und Ruder zu schaffen gemacht, wie Medien berichteten. Die zwei Segler konnten gerettet werden, bevor das Boot aufgrund der von den Tieren verursachten Schäden sank.
Auch eine polnische Charterjacht, die Grazie Mamma, war vor der Küste Marokkos auf dem Weg zu den Kanaren mit Orcas in Kontakt gekommen. Der Vorfall ereignete sich am 31.10.2023. Eine Gruppe Orcas hatte sich 45 Minuten lang an ihrem Ruder zu schaffen gemacht. Dabei wurde das Segelboot so schwer beschädigt, dass es sank. Die sechsköpfige Crew blieb zum Glück unverletzt.
Am frühen Morgen des 5. Mai 2023 gab es eine Interaktion mit der Alboran Champagne vor der südspanischen Atlantikküste vor Barbate. Dabei zerbrach das Ruder und das Segelboot schlug Leck. Die vierköpfige Schweizer Crew konnte zum Glück gerettet werden und sei wohlauf, wie es in der Meldung der spanischen Seenotrettung Salvamento Marítimo hieß. Das Boot ist leider während des Abschleppens kurz vor dem Hafen gesunken.
Erst ein paar Monate zuvor, am Morgen des 1. November 2022, kam es nach Informationen der portugiesischen Schifffahrtsbehörde Autoridade Marítima Nacional zu einer Orca-Interaktion etwa 25 Kilometer westlich des Hafens von Viana do Castelo. Die vier Besatzungsmitglieder des unter französischer Flagge fahrenden Segelboots blieben ebenfalls unverletzt. Sie retteten sich auf ein in der Nähe befindliches Segelboot. Ihr leckgeschlagenes Boot sank jedoch.
Der erste derartige Vorfall ereignete sich am 30. Juli 2022, rund 11 km vor dem Fischerdorf Sines in Portugal. Auch hier sank ein Segelboot nach einem direkten „Zusammentreffen“ mit den großen Delfinen. Die fünfköpfige portugiesische Crew konnte sich auf einem Rettungsfloß in Sicherheit bringen. Dann nahm sie ein Fischerboot auf, wie die portugiesische Marine berichtete.
Seit Juli 2020 kommt es in und vor der Straße von Gibraltar und inzwischen bis in die Biskaya immer wieder zu Orca-Interaktionen mit Booten. Größtenteils sind Segelboote unter 15 m Länge betroffen. Das berichten Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Iberian Orca ( GTOA ). Nur selten werden dagegen Motor- oder Fischerboote Ziel des rätselhaften Verhaltens der auch Schwertwale genannten Meeressäuger.
Das Team von Iberian Orca befasst sich bereits seit Langem mit den Iberischen Orcas. Nach den ersten Vorfällen im Juli 2020 registrierte man in dem Jahr insgesamt 51 Interaktionen. 2021 waren es schon 185. 2022 dann 207 Interaktionen. Sie werden von der GTOA auf einer Onlinekarte erfasst. Seit Beginn soll es knapp 700 Vorfälle gegeben haben.
Von Januar bis Mai 2024 wurden von der GTOA insgesamt 26 Orca-Interaktionen mit Segelbooten registriert. Die Daten stammen von Segler-Meldungen über die GTOA-App und vom britischen Seglerverband British Cruising Association . Die Anzahl ist im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr um 65 Prozent und von 2021 bis 2023 um 40 Prozent gesunken. Dies berichtet GTOA auf ihrer Facebook-Seite. Zudem sollen die „segelbootaffinen“ Orcas inzwischen eine weitere Verbreitung haben: von der Straße von Gibraltar bis in die Biskaya.
Der mit der GTOA kooperierende britische Seglerverband British Cruising Association erfasst die Vorfälle: Für 2022 zeigte sich, dass rund 73 Prozent der Boote, deren Crews eine Begegnung meldeten, beschädigt wurden. Davon wiederum circa 25 Prozent so stark, dass sie abgeschleppt werden mussten. Die Schwertwale zerstören meist gezielt das Ruder, um die Segelschiffe zu stoppen. Sie beißen jedoch nicht hinein, sondern rammen es, wie Analysen der GTOA-Arbeitsgruppe ergaben.
Diese Zahlen besitzen jedoch keine statistische Gültigkeit, da sie lediglich auf den gemeldeten Begegnungen beruhen und ereignislose Fahrten bislang nur selten gemeldet werden.
Der Schwerpunkt der Orca-Aktionen liegt in Südwestspanien und der Straße von Gibraltar. Laut GTOA folgen die Iberischen Orcas ihrer Hauptbeute, Roten Thunfischen ( Thunnus thynnus ). Diese ziehen von Juni bis August zum Laichen in die Straße von Gibraltar und ins westliche Mittelmeer. Wenn die Thunfische das Mittelmeer verlassen, folgen ihnen die Orcas Richtung Westen und Norden.
Während die Hauptaktivitäten der Orcas in den Jahren 2020 und 2021 von Juni bis Oktober stattfanden, kam es 2022 erstmals auch in den Wintermonaten zu Orca-Segelboot-Interaktionen, berichtet die British Cruising Association.
So auch Ende 2023: Vom 25. Oktober bis zum 7. November wurden 10 Interaktionen und Sichtungen gemeldet, wie die GTOA auf ihrer Facebookseite am 8. November berichtete. Mehrere Gruppen seien vom Atlantik kommend aus westlicher und südwestlicher Richtung in die Straße von Gibraltar geschwommen, hieß es weiter.
Biskaya und Mittelmeer
Mitte September 2023 soll es erstmals eine Interaktion rund 72 Seemeilen vor der französischen Atlantikküste auf Höhe von Hourtin gegeben haben. Dies berichteten französische Medien. Dabei sei das Ruder so stark beschädigt worden, dass man das Segelboot habe abschleppen müssen.
Erst ein paar Tage davor war die Lübecker Skipperin Clara Weimer am 6. September in Seenot geraten. 15 Kilometer vor der spanischen Küste bei Kap Finisterre setzten vier Schwertwale Rumpf und Ruder ihres Segelboots so stark zu, dass es abgeschleppt werden musste.
Im Sommer 2023 kam es dann erstmals an der marokkanischen Küste vor der spanischen Enklave Ceuta zu Orca-Interaktionen. Und auch südlich von Marbella an der spanischen Mittelmeerküste, wie die britische Cruising Association berichtete.
Warum? Mögliche Hintergründe
Warum haben es die intelligenten Meeressäuger auf Segelboote, vorwiegend unter 15 m Länge, abgesehen? Ausgerechnet auf Segelboote, möchte man sagen, sind sie doch eine der umweltfreundlichsten Arten der Fortbewegung auf dem Wasser.
Hinweise auf aggressives Verhalten sehen die Forschenden nicht. Sie sprechen daher grundsätzlich auch nicht von „Angriffen“, sondern von Interaktionen.
Als mögliche Auslöser des rätselhaften Verhaltens diskutierte man unter anderem Nahrungskonkurrenz mit Fischern, Übertourismus durch Whalewatche r, Konflikte mit Fischern oder schlechte Erfahrungen mit derartigen Segelbooten. Für manche drängten sich gar Parallelen zu Rache-Szenarien auf, wie sie Frank Schätzing vor 20 Jahren in seinem Monumentalwerk „ Der Schwarm “ beschrieb.
Inzwischen halten fast sämtliche Experten jedoch spielerisches Sozialverhalten für die wahrscheinlichste Erklärung. Die großen Delfine müssen nicht mehr so viel Zeit wie früher mit der Nahrungssuche verbringen, wie der kanadische Wissenschaftler John Ford gegenüber CBC-Radio erklärte. Denn ihre Hauptbeute, der Rote Thunfisch , hat sich von Zeiten hemmungsloser Überfischung dank strenger Schutzmaßnahmen auch im Mittelmeer inzwischen gut erholt.
„Es bleibt ihnen mehr ‚Freizeit‘, die sie für soziale Interaktionen wie gemeinsames Spiel oder Ausleben von Neugierde nutzen können. All das führt dazu, dass sie sich und ihre Umwelt intensiver ausprobieren können. Und auf dem Meer bieten sich kleinere Boote als willkommene Spielobjekte sofort an“, ergänzt der Biologe Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz.
Vielleicht haben die intelligenten Meeressäuger auch einfach nur etwas Neues entdeckt, das Spaß macht:
In einem auch von uns unterzeichneten offenen Brief appellieren 80 Experten an Medien und Öffentlichkeit für mehr Sachlichkeit in der Berichterstattung. Reißerische Schlagzeilen wie „aggressive Attacken“ oder „Racheaktionen“ schüren unnötige Panik und Angst. Es steht zu befürchten, dass manche Segler aggressiv auf die Tiere reagieren, wie bei dem eingangs erwähnten Vorfall Mitte August 2023, als Segler auf Orcas schossen. Den Orcas Rachegelüste nachzusagen, sei eine unzulässige Vermenschlichung des Verhaltens dieser großen Delfine, heißt es unter anderem in dem Brief.
OPEN LETTER regarding Iberian orcas and their interactions with boats
Wenn wir auf See sind, befinden wir uns im Lebensraum von Meereslebewesen. Wir sollten Wildtiere nicht dafür bestrafen, dass sie wild sind. Wenn Wildtiere ein neuartiges Verhalten zeigen, müssen wir einen kühlen Kopf bewahren und uns stärker bemühen, unsere eigenen Handlungen und unser Verhalten an die Anwesenheit von Wildtieren anzupassen. Das Überleben der Arten, mit denen wir diesen Planeten teilen, hängt davon ab. Auszug aus dem offenen Brief (Übersetzung des engl. Originals)
Wie es aussieht, lernt mittlerweile auch der Nachwuchs dieses Verhalten von den erwachsenen Tieren. Mehrmals waren Jungtiere während der Interaktionen dabei und sahen den Erwachsenen zu. Damit könnte sich diese weltweit einzigartige Verhaltensweise in der Population manifestieren und über viele Jahre fortbestehen.
„Vieles spricht dafür, dass wir es hier mit einer kulturellen Entwicklung zu tun haben. Eine Kultur, die darin besteht, bestimmte Boote zu stoppen. Sie wissen genau, was sie dafür machen müssen. Es ist eine mehr als erstaunliche und faszinierende Intelligenzleistung und gleichzeitig ein Dilemma“, sagt der DSM-Biologe Karlowski.
„Das Ganze hat sich anscheinend verselbstständigt. Der ursprüngliche Auslöser spielt wahrscheinlich keine Rolle mehr. Sie machen das, weil sie es können und weil es ihnen in irgendeiner Form Freude bereitet. Vielleicht trainieren sie mit diesen mehr als ungewöhnlichen Aktionen auch den sozialen Zusammenhalt oder es sind Koordinationsübungen, ähnlich wie beim Fußballtraining in Kleingruppen“, erklärt Karlowski. „Es ist unbedingt notwendig, nicht-invasive Lösungen zu finden, damit Segler Begegnungen mit den vom Aussterben bedrohten Gibraltar-Orcas nicht mehr fürchten müssen“.
Wenn erlernte Verhaltensweisen an nachfolgende Generationen weitergegeben werden, spricht man von der Entwicklung einer Kultur.
Derzeit gibt es keine einheitlichen Empfehlungen. Gemäß den von der spanischen Regierung im Mai 2024 veröffentlichten Verhaltungsempfehlungen soll man bei Orca-Interaktionen das Boot nicht anhalten, sondern mit Motor möglichst schnell in flachere Gewässer fahren.
Anders die GTOA: Sie rät in ihren Sicherheitsprotokollen dazu, Motor, Autopilot und Echolot auszuschalten sowie das Steuerrad nicht zu fixieren – soweit Seegang und Wetterbedingungen dies zulassen. Durch den Wegfall bestimmter Reize, wie Geschwindigkeit, Geräusche, hektische Bewegungen an Bord (Wegscheuchen, Schreien) sollen die Orcas das Interesse am Objekt verlieren.
Die GTOA veröffentlicht zudem eine „ Ampelkarte “, auf der sowohl „sichere“ Gebiete als auch solche mit möglichen Orca-Begegnungen ersichtlich sind. Es ist keine offizielle Karte, sie erhebt auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Die Informationen beruhen auf den Angaben, die Segler zur Verfügung stellen.
Verboten ist schnelles Rückwärtsfahren mit abrupten Richtungswechseln, ebenso der Einsatz von akustischen Vergrämern (Pingern) oder sonstigen Abschreckmitteln, wie Böller.
Interaktionen Orcas-Boote ↗
Die GTOA veröffentlicht Karten, die zeigen, wo es zu Interaktionen gekommen ist
Sicherheitsprotokoll für Segler ↗
erstellt von der GTOA
vom britischen Seglerverband Cruising Association
Ampelkarte der GTOA ↗
In der Vergangenheit verhängte die spanische Regierung zweimal (2020, 2021) temporäre Fahrverbote für Segelboote unter 15 m Länge in bestimmten Abschnitten vor der Küste Galiciens bzw. in Nähe der Straße von Gibraltar.
Aktuell empfiehlt die spanische Regierung Seglern, im Küstenbereich zu navigieren. Bei einer Begegnung mit Orcas solle man möglichst schnell wegfahren. Auch wenn die Empfehlungen ganzjährig zu beherzigen sind, sei besondere Vorsicht in den Monaten April bis August geboten. Eine Karte der derzeitigen Gefahrenzone ist dort ebenfalls abgebildet.
2023 startete das spanische Umweltministerium (MITECO) ein Pilotprojekt, um Möglichkeiten zur Prävention und Reduzierung der Orca-Interaktionen zu erforschen. Unter anderem wurden sechs Orcas mit einem Satellitensender ausgestattet, um die Bewegungen der Meeressäuger verfolgen zu können. Auf der Basis der so gewonnenen Daten wurden eine Zeitlang wöchentliche Karten mit den Bewegungsprofilen der Schwertwale erstellt und veröffentlicht. Weitere Ergebnisse des Tagging-Projekts sind bislang nicht bekannt.
Die GTOA forderte die Regierung zudem auf, Konzepte zu erstellen, um Bootsbesitzern die durch Orcas entstandenen Schäden zu ersetzen.
In Portugal trat am 11. Juli 2023 ein bis Ende des Jahres gültiges Gesetz in Kraft, das die aktive Annäherung an Orcagruppen durch Schiffe des Seetourismus (inkl. Whalewatching-Boote) verbietet. Zudem soll man sich entfernen, wenn sich Schwertwale dem Boot nähern, um Interaktionen möglichst zu vermeiden.
Außerdem werden in Portugal neue akustische Abschreckgeräte getestet, wie der Nationale Seglerverband Portugal im Juni 2023 mitteilte.
Der britische Seglerverband Cruising Association kooperiert mit den GTOA-Forschenden und bittet um Mithilfe. Segler sind aufgerufen, mithilfe eines Fragebogens ihre Fahrt in dem betroffenen Gebiet zu beschreiben. Dabei ist es wichtig, auch ereignislose Fahrten durch das Gebiet der Iberischen Orcas zu melden, denn nur so können Trends erkannt und Präventionsmaßnahmen ergriffen werden.
Iberische Orcas
Es handelt sich bei den Iberischen Orcas um eine Subpopulation, die sich von anderen Subpopulationen des Nordostatlantiks unterscheidet. Ihr offizieller Name lautet: Orcas von der Straße von Gibraltar und dem Golf von Cádiz. Diese aus nur etwa 50 Tieren bestehende Subpopulation ist laut Roter Liste der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht und steht unter strengem Schutz.
Nicht alle Mitglieder der Iberischen Orcas haben es auf Segelboote abgesehen. Bislang identifizierte das GTOA-Team 16 „segelbootaffine“ Individuen aus mindestens 4 verschiedenen Familien mithilfe der Fotoidentifikation. Dabei dienen die Form der Rückenfinne und ihre Markierungen als Erkennungsmerkmale.
Von Seglern eingesandte Aufnahmen ermöglichten so den Vergleich mit Aufnahmen aus dem Foto-ID-Katalog und folglich die Identifizierung der betreffenden Tiere. Sie erhielten den Namen GLADIS-Orcas.
Iberischer Orca an der niederländischen Küste
Mitte Oktober 2022 starb ein Orca nach einer Strandung an der südholländischen Küste. Er war schwer krank, wie die Obduktion an der Uni Utrecht ergab.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das 5,5 m große Tier ein etwa 20 Jahre altes, aus iberischen Gewässern bekanntes Weibchen namens Gala war. Die spanische Organisation Proyecto ORCA katalogisiert die Schwertwale in ihren Gewässern per Fotoidentifikation und erkannte Gala anhand der Form seiner Finne und seiner Markierungen. Das Weibchen soll keinen Kontakt mit Fischern oder Segelbooten gehabt haben. In den vergangenen drei Jahren sei es auch nicht in spanischen Gewässern gesichtet worden. Es ist das erste Mal, dass ein Tier der iberischen Subpopulation so weit nördlich dokumentiert wurde.
Nicht nur Orcas interessieren sich für Segelboote. Am 21. Februar 2022 gab es 800 km vor den Kapverdischen Inseln eine unheimliche Begegnung zwischen Indischen Grindwalen ( Globicephala macrorhynchus ) und einem Segelboot, das auf dem Weg nach Französisch-Guyana war, wie französische Medien berichteten. Sie dauerte drei Tage. Dann zogen die Meeressäuger ab, die Crew war in Sicherheit.
Die auch als Pilotwale bekannten Grindwale sind nach dem Orca mit etwa 7 m Länge die zweitgrößten ozeanischen Delfine. © Wayne Hoggard/NOAA
Im Gegensatz zu den Interaktionen der Orcas rammten die Grindwale die Segeljacht hier jedoch direkt. Immer wieder warfen die mächtigen Meeressäuger ihren Körper gegen den Rumpf, bespritzten die vierköpfige Crew. Diese versuchte vergeblich, die Tiere u. a. mit Musik zu vertreiben. Am Ende hatte der Sperrholzrumpf des Bootes einen 30 cm langen Riss. Zum Glück gelang es der Crew, das Leck abzudichten. Erst nach drei Tagen ließen die Tiere ab und zogen weiter.
Zufällig befanden sich drei Umweltwissenschaftler an Bord. Eine ihrer Vermutungen: Das aggressive Verhalten könnte auf die intensive industrielle Fischerei vor der afrikanischen Atlantikküste zurückgehen. Der Lebensraum dieser Delfinart überschneidet sich mit dem FAO-Fanggebiet 34 (Mittlerer Ostatlantik). Hier werden vor allem hochpreisige Arten wie Roter Thunfisch , Echter Bonito , Gelbflossenthunfische, aber auch Sardellen (Anchovis) gefischt.
Update: erweiterter und überarbeiteter Beitrag. Mit neuem Datum wieder veröffentlicht (Erstveröffentlichung 8/2021).
Titelbild: Das am 1. November 2022 von Orcas beschädigte Boot ist leckgeschlagen und ging unter. © Portuguese Maritime Authority/Autoridade Maritima Nacional
Weiterführende Informationen
- OFFENER BRIEF über Iberische Orcas und ihre Interaktionen mit Booten – PDF-Download
- Orca oder Schwertwal
- Spürnase hilft Orcas
- Schwertwale im Nordpazifik: Zwei neue Arten und eine neue Population
- Was machen die denn hier? Orca-Strandungen an der deutschen Nordseeküste .
- Was fressen Delfine?
- Artübergreifende Kooperation statt Konfrontation: Delfine helfen Fischern beim Fischfang.
- Der Schwarm – Öko-Thriller von Frank Schätzing
- Toter Pottwal nach Schiffskollision in der Straße von Gibraltar
Orcas oder Schwertwale
Wissenschaftler: im nordpazifik leben drei orca-unterarten.
Iberische Orcas stoppen Segelboote
Spürnasen in der Walforschung
Orca Lolita ist tot
Verhaltenstipps Wale & Delfine
Immer mehr Attacken: Warum Orcas Segelboote angreifen
In den vergangenen drei jahren haben killerwale dutzende segelboote vor der küste der iberischen halbinsel attackiert – und teilweise zum sinken gebracht. was steckt hinter dem verhalten.
Eine Gruppe Orcas jagt gemeinsam nach Heringen. Weil das soziale Gefüge und die Kommunikation der Tiere so komplex sind, vermuten manche Experten, dass es sich bei den Attacken auf Boote vor der Küste der Iberischen Halbinsel um geplante Aktionen handelt.
Schwertwale, auch Orcas oder Killerwale genannt, sind bekannt für ihre Intelligenz und ihre beachtlichen Jagdtechniken. Sie nehmen es sogar mit Weißen Haien auf und schließen sich in Gruppen zusammen, um sehr viel größere Wale zu erlegen. In den letzten drei Jahren hat eine Orca-Population vor der Iberischen Halbinsel Aufmerksamkeit erregt, weil sie Boote angreift und sogar versenkt. Unter den Seglern der Region geht die Angst um.
Der erste dokumentierte Vorfall ereignete sich im Mai des Jahres 2020 in der Straße von Gibraltar. Seitdem wurden Dutzende Attacken registriert. Sie folgen meist demselben Muster: Eine kleine Gruppe von Schwertwalen nähert sich einem kleinen Segelboot, greift das Ruder an und entfernt sich dann wieder.
Im Juni und November 2022 führten zwei Angriffe sogar zum Sinken der betroffenen Boote. Im Mai 2023 wurde ein Boot so stark beschädigt, dass es sank, während es zur Küste abgeschleppt wurde.
Spieltrieb oder Vergeltung
Eine Studie, die in der Zeitschrift Marine Mammal Science veröffentlicht wurde, hat die Vorfälle genauer untersucht. Ihr zufolge sind zwei Gruppen von Orcas für die Angriffe verantwortlich: ein Trio, das manchmal auch zu viert operiert und aus Jungtieren besteht, und eine Gruppe von sechs Tieren verschiedenen Alters, die von einem Weibchen namens White Gladis angeführt wird. White Gladis ist das einzige ausgewachsene weibliche Tier, das in die Angriffe involviert ist. Die Studienautoren vermuten, dass sie sich nach einem Unfall mit einem Boot rächen wollte und ihr Verhalten von jüngeren Walen beobachtet und kopiert wurde.
„Ich glaube, alles fing damit an, dass ein Weibchen oder sein Kalb durch den Kontakt mit dem Ruder eines Bootes verletzt wurde, denn das Ruder ist immer Ziel der Attacken. Außerdem sind ausschließlich Segelboote betroffen“, sagt Dan Olsen, der als Biologe für die North Gulf Oceanic Society in Alaska arbeitet.
Doch nicht alle halten das Verhalten der Orcas für böswillig. Ziel der Angriffe waren bisher ausschließlich die Boote – die Menschen an Bord wurden von den Tieren selbst dann in Ruhe gelassen, wenn sie in die Rettungsboote sprangen, um sich von dem sinkenden Schiff zu retten.
„Es ist demnach durchaus wahrscheinlich, dass die Orcas die Boote einfach nur angreifen, weil sie es können. Weil es ihnen Spaß macht“, sagt Hanne Strager, Mitgründerin des Walzentrums in Andenes, Norwegen, und Autorin des Buchs The Killer Whale Journals.
Verspielte Killerwale
Strager hat mit einem Biologen gesprochen, der sich an Bord des Bootes befand, das nach der Walattacke im November sank. „Er hat erzählt, dass keinerlei Aggression von Seiten der Orcas zu spüren war. Das ist eine starke Aussage. Wenn man regelmäßig mit Tieren zu tun hat und gelernt hat, sie einzuschätzen, merkt man schnell, ob aggressive Intentionen im Spiel sind. Und das war hier nicht der Fall.“
Falls es sich bei dem Verhalten der Wale um ein Spiel handelt, könnte ihnen mit der Zeit der Spaß daran vergehen und der Spuk hätte ein Ende. Weltweit wurde immer wieder bisher unbekanntes Verhalten von Orcas festgestellt, das keinen anderen offensichtlichen Grund zu haben schien, als den Spaß an der Sache. Oft hörten sie so plötzlich damit auf, wie sie angefangen hatten – und wandten sich einer neuen Aktivität zu. Orca-Experten sprechen in diesem Zusammenhang von „Marotten“.
So beobachtete Dan Olsen in Alaska zum Beispiel Schwertwale dabei, wie sie stundenlang mit Seetangstücken spielten. Sie ließen sie über die Flossen gleiten, zu Boden sinken, hoben sie mit den Zähnen wieder auf und schwammen mit dem Tang im Maul herum.
Hanne Strager hat ein ähnliches Verhalten bei Orcas vor der Küste Norwegens festgestellt. „Eine Weile haben sie gern mit Quallen gespielt“, sagt sie. „Sie nahmen sie auf die Schnauze und versuchten, sie so lange wie möglich dort zu halten, während sie herumschwammen." Bemerkenswert sei laut Strager, dass die Schwertwale aus diesem Verhalten keine Vorteile zogen und die Quallen auch nicht fraßen.
„Wir haben sie auch schon öfter dabei erwischt, dass sie Alkenvögel hauen“, sagt Strager. „Das sind kleine, arktische Vögel, die sich auf der Wasseroberfläche niederlassen, um sich auszuruhen. Dann kommen die Orcas und geben ihnen einen Klaps.“ Sie glaubt, dass es sich auch hierbei um eine Form von Spielverhalten handelt.
Dan Olsen ist unsicher, ob es jemals gelingen wird, die Motivation hinter solchem Verhalten wirklich zu entschlüsseln – und ob wir überhaupt dazu in der Lage sind.
„Die Gehirne dieser Tiere haben sich über einen Zeitraum von 50 Millionen Jahren entwickelt“, sagt er. „Man kann Wale nicht einfach einem MRT unterziehen – wir wissen nicht einmal, welcher Teil ihres Gehirns welche Aktivität steuert. Außerdem fällt es uns ja schon schwer, unser eigenes Verhalten oder das der eng mit uns verwandten Primaten zu erklären.“
Orcas auf Rachefeldzug?
Global betrachtet ist bisher lediglich die Population vor der Iberischen Halbinsel durch Bootsangriffe aufgefallen. Der Studie in Marine Mammal Science zufolge umfasst sie nur 39 Einzeltiere, die laut Strager durch den Thunfischfang, Umweltverschmutzung, Lärm und auch Zusammenstöße mit Booten und Schiffen in Bedrängnis geraten sind.
„Sie zählen zu den am stärksten von Wasserverschmutzung beeinträchtigten Meeressäugetierarten der Welt und ihr Fortpflanzungserfolg ist nicht besonders gut“, sagt sie. „Das Umfeld, in dem sie leben, setzt sie stark unter Druck.“
Zu den schon existierenden Bedrohungen könnten nun Vergeltungsschläge für die Angriffe auf Boote hinzukommen. „Die Menschen in der Region haben inzwischen Angst vor Ihnen“, sagt Strager. „Berichten zufolge sollen manche Leute vorgeschlagen haben, sie im Fall einer Attacke mit Diesel zu überschütten, Böller ins Wasser zu werfen oder sogar Dynamit. Ich verstehe die Furcht dieser Menschen. Aber die Situation ist auch für die Orcas gefährlich.“
Damit Boote die Gebiete meiden können, in denen es zu Angriffen kommt, registriert die lokale Atlantic Orca Working Group alle Vorfälle und stellt die Informationen Seglern zur Verfügung.
Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht
- Tiergerechtheit
- Meeressäuger
- Menschen und Kultur
- Physische Geographie
Update: Begegnungen von Orcas mit Segelbooten
von Mathias Hansen | 15. Mai 2024 | News - Delfine
Viele Zwischenfälle ereignen sich vor der Küste Portugals bzw. vor der Straße von Gibraltar
2022 sank die erste von bis dato vier Yachten – glücklicherweise kam dabei kein Besatzungsmitglied zu Schaden. Die Zahl der Interaktionen stieg abermals auf 207. Dokumentiert wird dies auf der eigens eingerichteten Website Orcaiberica.org, die unter anderem auch „Interaction Maps“ bereithält, auf denen Monat für Monat festgehalten wird, wo sich die Zwischenfälle ereigneten.
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Im Video: Die Bootsbesatzung filmt, wie Orcas um und unter das Segelboot schwimmen und dabei das Ruder ins Visier nehmen.
Bei ihren Angriffen auf die Boote haben es die Meeressäuger insbesondere auf die Ruder abgesehen. Diese werden sowohl gerammt als auch abgebissen. Darüber hinaus werden auch Rumpf und Kiel von den Orcas ins Visier genommen; die Angriffe auf ein einzelnes Boot dauern nicht selten über eine Stunde.
Die Segler berichten übereinstimmend, dass die Orcas dabei keinesfalls versuchen, Menschen anzugreifen oder das Boot zu versenken – durch ihre Größe und ihr Gewicht von bis zu 3,6 Tonnen ist es den Schwertwalen ohne weiteres möglich, das gesamte Boot zum Kentern zu bringen. Warum aber werden die Orcas von den Ruderanlagen derart getriggert? Das ist das große Rätsel, auf das es auch nach vier Jahren keine eindeutige Antwort gibt. Aber es existieren Lösungsansätze.
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Dokumentiert ist ein Vorfall vom 17. August dieses Jahres, bei dem in der Straße von Gibraltar die Besatzung eines Segelschiffs mehrere Orcas beschossen hat, um Interaktionen gegen ihr Boot abzuwenden. Medienberichten zufolge soll mit Feuerwerkskörpern auf die Schwertwale gefeuert worden sein. Ob die Tiere bei dieser Aktion verletzt oder gar getötet wurden, ist nicht bekannt. Es ist aber zweifelsfrei ein Verbrechen, auf diese oder jede andere Art gegen geschützte Meereslebewesen aktiv zu werden. Aufgrund von Zeugenaussagen konnte die Guardia Civil unmittelbar nach dem Vorfall Ermittlungen aufnehmen.
Aktualisierung vom 15.05.2024: Orcas versenken weiteres Segelschiff
In der Straße von Gibraltar haben Orcas erneut eine Segelyacht so stark beschädigt, dass sie gesunken ist. Die beiden Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden und blieben unverletzt. Mittlerweile haben die Schwertwale seit Beginn der Interaktionen vor vier Jahren fünf Segelschiffe und zwei Fischerboote zum Kentern gebracht.
Der aktuelle Vorfall ereignete sich am vergangenen Sonntag. Die Crew des 15 Meter langen Segelschiffes nahm zunächst dumpfe Schläge gegen den Rumpf wahr, anschließend wurde das Ruderblatt beschädigt und Wasser drang ins Boot ein. Nachdem ein Notruf abgesetzt wurde, kam ein Tanker den Besatzungsmitgliedern zu Hilfe und nahm sie an Bord. Die Yacht „Alborán Cognac“ sank kurze Zeit später auf den Meeresgrund.
Die Datenbank der Atlantic Orca Working Group listet seit 2020 über 500 Berichte zu Aufeinandertreffen zwischen Schwertwalen und Seglern, doch noch immer gibt es keine gesicherten Erkenntnisse darüber, weshalb die Orcas dieses Verhalten an den Tag legen. Es ist auch fraglich, ob jemals belastbare „Beweise“ für eine der kursierenden Theorien vorgelegt werden können. Eine Haupt-Hypothese besagt, dass es sich um eine Art Modeerscheinung handelt, bei der ein Spielverhalten von einem Mitglied einer Gruppe zu einem anderen weitergegeben wird. Es wäre nicht das erste Mal, dass Schwertwale neue Spiele erfunden haben: 1987 wurden Orcas im nördlichen Pazifik dabei beobachtet, wie sie tote Lachse auf ihren Köpfen balancierten. Ein Orca nach dem anderen übernahm diese spielerische Verhaltensweise (siehe Video).
Aktualisierung vom 25.07.2023: Anzahl zerstörter Ruder bewegt sich „signifikant nach unten“
Der Meeresbiologe Renaud De Stephanis hat in einem aktuellen Interview mit dem Fachmagazin „Yacht“ mitgeteilt, dass sich die Zahl zerstörter Ruder von Segelschiffen vor der Iberischen Halbinsel „seit April signifikant nach unten bewegt“. Der Wissenschaftler erklärt sich diese positive Entwicklung durch die Tatsache, dass sich mittlerweile – bis auf wenige Ausnahmen – fast alle Yachten eng an der Küste bewegen.
In 70 Versuchen habe die Taktik, dicht an der Küste entlangzufahren, nur einmal mit einem zerstörten Ruder geendet. „Das spricht für sich“, sagt Renaud De Stephanis im Interview. Darüber hinaus werde unter Hochdruck daran gearbeitet, den Aufenthaltsort interagierender Schwertwale für die Besatzungen der Segelschiffe zu veröffentlichen. Dies erfolge aktuell bereits in Apps, auf Webseiten und in elektronischen Seekarten.
Aktualisierung vom 23.06.2023: Erneute Interaktionen während der Ocean Race Regatta
Eine Gruppe von Schwertwalen zwang auf der letzten Etappe der Segelregatta Ocean Race Boote zu einem Stopp, darunter die Jacht des niederländischen Teams Jajo. Die Ocean Race ist eine seit 1973 alle paar Jahre durchgeführte Segelregatta, die einmal um die ganze Welt verläuft und im Herbst 2022 in Europa startete. Die Regatta gilt als eine der härtesten Herausforderungen im Segelsport.
Im Atlantik, noch vor der Straße von Gibraltar, interessierte sich nach Angaben von Jelmer van Beek, Skipper des Teams Jajo, ein Orca besonders für das Ruder der Segelyacht. Sofort holte das Team die Segel ein, und das Boot wurde so schnell wie möglich eingebremst. Nach einigen Interaktionen schwammen die Meeressäuger weiter. Verletzte oder Schäden am Boot gab es glücklicherweise keine. Das Team kam mit einem Schrecken davon, die Begegnung sei „beeindruckend“ aber auch „beängstigend“ gewesen. Nur fiel Jajo durch die Orca-Interaktionen vom zweiten auf den vierten Platz zurück.
Aktualisierung vom 22.06.2023: Satellitenüberwachung soll Orca-Begegnungen minimieren
In den vergangenen Wochen haben die Interaktionen von Schwertwalen mit Segelbooten vor der Küste Portugals und in der Nähe der Straße von Gibraltar kontinuierlich zugenommen. Nahezu täglich berichten Crews von Beschädigungen an ihren Yachten. Ein Segelschiff wurde im Mai durch die Tiere so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass es gesunken ist.
Im Rahmen einer Studie werden derzeit tagesaktuelle Karten (siehe Foto) erstellt, damit Segler die von den Orcas frequentierten Gebiete meiden können. Dazu wurden insgesamt sechs Schwertwalen Mikrochips implantiert, die jetzt per Satellit überwacht werden. Eines der markierten Tiere gehört nachweislich jener Gruppe von Orcas an, die bereits mit Segelbooten interagiert hatte. Weitere Satelliten-Tags an Schwertwalen sollen folgen.
22 Oktober 2024
Mikroplastik erstmals im Atem von Delfinen nachgewiesen
US-Forscher:innen haben Mikroplastikpartikel in der ausgeatmeten Luft von wild lebenden Delfinen nachgewiesen. Diese Entdeckung verdeutlicht, dass Mikroplastik nicht nur über die Nahrung, sondern auch durch das Einatmen von Wildtieren aufgenommen werden kann. Besonders alarmierend ist, dass das Einatmen von Mikroplastik möglicherweise zu Lungenschäden bei den Tieren führen kann.
Update zum Delfin-Massaker auf den Färöer-Inseln
Das Abschlachten von 1428 Weißseitendelfinen auf den Färöer-Inseln hat 2021 weltweit große Empörung hervorgerufen. Wie reagieren die Färinger auf die Kritik? Gibt es ein Umdenken seitens der Politik? Und welche Aktionen wurden hierzulande gestartet, um gegen Grinds zu protestieren? Auf dieser Seite, die regelmäßig aktualisiert wird, geben wir einen Überblick.
17 Oktober 2024
GRD-Tauchworkshops für Geisternetzbergungen vermitteln wertvolle Lerninhalte
Die Bilanz ist top: Mittlerweile 16 Teilnehmer:innen unserer Tauchworkshops zur Bergung von Geisternetzen präsentierten am Ende der beiden Herbst-Veranstaltungen stolz ihre Zertifikate. An den zwei intensiven Tagen erhielten sie umfassende Kenntnisse, welche für die Bergung von Fischerei-Altlasten unverzichtbar sind. Das GRD-Team freut sich über den enormen Zuspruch am neuen Standort unter der Leitung zweier erfahrener Einsatztaucher:innen.
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Orcas versenken Boot bei Gibraltar: Spanien gibt Warnung aus
Jacht vor gibraltar gesunken : spanien warnt boote nach orca-zwischenfall.
Das spanische Verkehrsministerium warnt kleine Boote vor Begegnungen mit Orcas. Zuvor hatte eine Gruppe Orca-Wale Medien zufolge eine Jacht in Marokko versenkt.
Segler mussten Notruf absetzen
Beide segler gerettet - jacht geht unter.
- Orcas stoppen zwei Boote bei Weltumseglung
- Rätselhafte Orca-Angriffe auf Boote
Orcas: Wollen sie nur spielen?
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Yacht vor Marokko versenkt: Warum greifen Orcas Boote an?
Ein Orca schwimmt in der Straße von Gibraltar auf ein Fischerboot zu. Die schweren Angriffe der Raubtiere richten sich vor allem gegen Segelschiffe.
Quelle: imago images/robertharding
Vor der Küste Marokkos haben Orcas eine Segelyacht versenkt, die Besatzung musste evakuiert werden. Seit Jahren beschädigt eine Gruppe von Schwertwalen im Mittelmeer und Atlantik immer wieder Boote.
Es war einer der bisher folgenschwersten Angriffe: Am Sonntag haben Orcas eine 15 Meter lange Yacht nahe der Meerenge von Gibraltar zum Untergehen gebracht. In der Vergangenheit war es schon öfter zu Bootsangriffen durch die Tiere gekommen. Nur gingen diese meist glimpflicher aus. Wie lässt sich das Verhalten der Orcas erklären, und wie können sich Seglerinnen und Segler schützen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Das Wichtigste zu den Orca-Angriffen
Was ist passiert, welche gefahr besteht für menschen, warum greifen die orcas boote an, wie kann man sich gegen orca-angriffe schützen.
Orcas haben vor der Küste Marokkos eine 15 Meter lange Segelyacht angegriffen und so stark beschädigt, dass Wasser eindrang und die Besatzung evakuiert werden musste. Wenig später war das Boot gesunken. Seit dem Sommer 2020 kommt es rund um die Straße von Gibraltar immer wieder zu ähnlichen Vorfällen. Orcas attackieren Boote und zerstören dabei häufig gezielt das Ruderblatt: eine Konstruktion, die unter dem Rumpf eines Bootes ins Wasser ragt und ohne die es unmöglich wird, es zu steuern. Der Autor und Segler Thomas Käsbohrer hat für sein Buch „Das Rätsel der Orcas“ zu den Fällen recherchiert und schätzt, dass es insgesamt schon bis zu 500 unliebsame Begegnungen zwischen Segelbooten und Orcas gab. Dabei seien jedoch nur wenige Yachten zum Sinken gebracht worden. In vielen Fällen konnten die manövrierunfähigen Boote stattdessen in den nächsten Hafen geschleppt werden.
Da das Meer rund um Gibraltar viel befahren ist, konnte Seglern und Seglerinnen nach Orca-Angriffen bisher stets geholfen werden. Allerdings besteht durchaus Gefahr, wenn Boote durch ein zerstörtes Ruderblatt manövrierunfähig werden. Sollte eine Yacht sinken, ehe Hilfe vor Ort ist, bieten nur noch Rettungsinseln oder Beiboote Schutz. Dass Orcas im Meer schwimmende Menschen direkt angreifen, ist ein Szenario aus Horrorfilmen wie „Orca, der Killerwal“ oder auch aus Frank Schätzings Roman „Der Schwarm“.
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In der Realität ist dies bisher noch nicht vorgekommen. Tödliche Angriffe auf Menschen hat es nur vereinzelt in Aquarien gegeben, in denen Orcas in Gefangenschaft gehalten werden. Bei den Attacken auf die Boote ist bisher zudem nicht gesichert, ob es sich um ein aggressives oder eher spielerisches Verhalten der Tiere handelt. Einige Experten und Expertinnen sprechen daher auch lieber von „Interaktionen“ mit Booten statt von Angriffen der Tiere.
Seit Beginn der Vorfälle gibt das Verhalten der Orcas Rätsel auf. Offenbar werden alle Bootsangriffe von einer einzigen Population an Walen ausgeübt, die zwischen dem Norden der Iberischen Halbinsel und der Straße von Gibraltar im Süden lebt. Meeresbiologe und Tierverhaltensforscher Karsten Brensing hält es für möglich, dass die Wale Boote als störend empfinden. Manche Boote würden beim Fischen Sprengstoff einsetzen, obwohl das natürlich verboten sei und eine starke Lärmbelästigung für die Orcas bedeute. Schwertwale könnten auch durch Boote verletzt werden und sich an diese negativen Ereignisse erinnern. Brensing glaubt, dass es kein Zufall ist, dass die ersten Angriffe gegen Ende des ersten Corona-Jahres aufgetreten sind. Durch Lockdowns und Reisebeschränkungen war der Schiffsverkehr damals zunächst stark eingeschränkt. „Die Orcas lernten da zum ersten Mal einen stillen Ozean kennen. Wie angenehm Ruhe ist, hatten sie vorher noch nie erlebt“, erklärte Brensing gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Als dann der Schiffsverkehr wieder zunahm, hätten sie vielleicht verstanden, dass Boote die Ursache für den ständigen Lärm seien. „Ich glaube, das hat sie sauer gemacht“, glaubt Brensing.
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Laut „Das Rätsel der Orcas“-Autor Käsbohrer sind viele Theorien zum Verhalten der Tiere plausibel. Aber keine sei belegbar. „Die Orcas attackieren die Ruder, weil sie es können“, glaubt er. Dass Verhalten sei vielleicht gar nicht auf Menschen bezogen, es handele sich womöglich um ein eher spielerisches Verhalten in der Gruppe: „Es ist, als ob die Tiere ihre Geschicklichkeit trainieren – auch im Miteinander.“
Rund um die Meerenge von Gibraltar haben die Behörden inzwischen Gebiete ausgewiesen, die Segler meiden sollten, weil es dort häufig zu Orca-Angriffen kommt. Das spanische Umweltministerium hatte in der Vergangenheit auch schon Segelverbote für kleinere Boote in bestimmten Zonen verhängt.
Einige Boote setzen zur Abschreckung der Orcas auf sogenannte „harassement devices“, die für die Tiere unangenehme Geräusche produzieren. Sie waren eigentlich entwickelt worden, um Schweinswale abzuschrecken, damit diese nicht in Fischernetze geraten. Meeresbiologe Karsten Brensing rät von diesen Geräten ab. Er selbst hätte zwar auch „Respekt“, wenn er in der betroffenen Gegend mit dem Boot unterwegs sei, sagt er. Brensing empfiehlt aber, genau die entgegengesetzte Taktik anzuwenden und jede nicht benötigte Bordelektronik auszuschalten, die die Tiere durch Geräusche belästigen könnte.
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Free Willys Rache? Orcas greifen neuerdings Segeljachten an. Warum tun sie das?
Segler und Bootsfahrer sind in der Strasse von Gibraltar zunehmend in Furcht vor Orca-Attacken. Forscher haben zwei Hypothesen, warum die Tiere sich so verhalten.
Orcas oder Schwertwale leben in fast allen Meeresgebieten der Erde und sind ausgesprochen intelligent. Die Familien führt stets eine alte Matriarchin an.
Es ist eine Szenerie wie aus Frank Schätzings Bestseller «Der Schwarm»: Zunächst bringt der Orca ein wenig Abstand zwischen sich und das Segelboot. Dann nimmt er Anlauf, schwimmt auf das Boot zu und rammt es mit dem Schädel in die Seite, so dass es ein Stück zur Seite katapultiert wird.
«Die waren zu dritt. Die beiden Kleinen rüttelten hinten am Ruder, während der Grosse immer wieder mit voller Wucht das Boot in die Seite rammte. Die Angriffe waren brutal», sagt Werner Schaufelberger, der Skipper des Schweizer Boots «Champagne», der Zeitschrift «Yacht». Zwischen den Attacken seien die Orcas immer wieder mit den Köpfen aufgetaucht – als ob sie nachsehen wollten, welchen Effekt ihr Tun auf die Menschen hat.
Der Vorfall in der Strasse von Gibraltar kurz vor der spanischen Küste dauerte etwa eineinhalb Stunden, mitten in der Nacht. Zwischendurch konnten die vier Besatzungsmitglieder immer mal wieder aufatmen – doch dann ging es wieder von vorne los. Bald begannen auch die beiden kleineren Tiere die Jacht mit ihrem Schädel zu rammen. So entstanden zwei Löcher seitlich des Ruders, durch die dann schliesslich das Wasser eindrang.
Die Rettung kam zu spät
Die vier Segler konnten einen Notruf absetzen, und ein Seenotkreuzer rettete sie. Die «Champagne» wurde noch abgeschleppt – jedoch vergebens: Kurz vor der spanischen Küstenstadt Barbate sank sie, noch heute – etwa drei Wochen später – ragt ihr Mast aus dem Wasser.
Der Mast vor Barbate ist eine Art Mahnmal für eine neue und sehr erstaunliche Entwicklung: Seit 2020 gab es Hunderte bestätigte sogenannte «Interaktionen» zwischen Orcas und Segel- oder Fischerbooten in der Strasse von Gibraltar – und nur dort.
Die Orcas in der Strasse von Gibraltar interessieren sich vor allem für kleinere Segelboote – womöglich, weil diese keine schwierigen Gegner sind.
Obwohl es Schwertwale in fast allen Gegenden der Weltmeere gibt, hat ausgerechnet die kleine Unterart der hauptsächlich in spanischen Küstengewässern lebenden Orca Ibérica begonnen, sich – freundlich ausgedrückt – in übermässiger Weise mit Segelbooten zu beschäftigen.
Mindestens drei Boote haben die Orcas versenkt
Dabei besteht diese Untergruppe nach neuesten Zählungen nur aus 49 Individuen, die wiederum in 6 Familien aufgeteilt leben. Die Tiere sind nach genetischen und ökologischen Gesichtspunkten eine eigenständige Gruppe, sie mischen sich nicht mit anderen Orcas aus dem Nord- und dem Südatlantik. Weil keine neuen Individuen von aussen hinzukommen, gilt die Population als stark bedroht und steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzvereinigung IUCN. Ein Schutzplan der spanischen Regierung wurde bislang aber noch nicht umgesetzt.
Begonnen haben die Attacken im Jahr 2020. Nach neustem Stand gab es rund um die Meerenge zwischen Spanien und Marokko von 2020 bis heute 743 Begegnungen zwischen Menschen und Orcas. «Davon waren 239 allerdings nur Sichtungen, dafür gab es 504 richtige Interaktionen, in denen Orcas auf die Präsenz von Booten reagiert, sich ihnen genähert und sie berührt haben», sagt Alfredo Lopez Fernandez. Mindestens drei Boote sind bislang wegen der Attacken gesunken.
Der Biologe von der Universität Santiago gehört zur Arbeitsgruppe «Iberian Orca», die Forscher nach den ersten Vorfällen im Jahr 2020 gegründet hatten, um das Verhalten der Wale zu protokollieren und zu analysieren. Und natürlich geht es in der Arbeitsgruppe darum, die zugrunde liegende Frage zu beantworten: Warum haben die Orcas so plötzlich damit angefangen – und weshalb tun sie das?
Nun sind Orcas besondere Tiere: In der Welt der Menschen sind sie spätestens seit dem Film «Free Willy» mit einem bestimmten Image behaftet. Sie gelten als intelligente, seelenvolle und freiheitsliebende Wesen – die wie im Roman «Der Schwarm» von Frank Schätzing Rache nehmen können am ausbeutenden Menschen.
Orcas sind ausgesprochen intelligent
So kursieren unter Tierschützern im Internet wilde Vermutungen. Wie etwa, dass es den Walen nun endlich reiche mit dem vielen Schiffsverkehr und der Verschmutzung der Weltmeere und sie nun beschlossen hätten, es dem Menschen heimzuzahlen.
Kann an diesen Vermutungen etwas dran sein? Tatsache ist, dass die Schwertwale sehr intelligent sind und ein ausgeprägtes Sozialverhalten besitzen. Sie leben in Familien zusammen, die von einer älteren Matriarchin angeführt werden. Eine besondere Eigenschaft ist ausserdem, dass sie ein innovatives Lernverhalten zeigen: Sie entwickeln zum Beispiel neue Jagdstrategien und bringen sich diese Fertigkeiten gegenseitig bei. So sind in einzelnen Orca-Gruppen so etwas wie eigene Kulturen entstanden, die sich voneinander unterscheiden.
Und so ist es auch in diesem Fall: Zunächst schienen es nur drei Tiere zu sein, die gerne Boote rammten. Die Forscher nannten sie «Gladis Weiss», «Gladis Grau» und «Gladis Schwarz». Ihre Kenntnisse vermittelten die drei Gladiatoren, wie sie in der spanischen Presse genannt werden, aber offenbar an ihre Verwandten. Denn inzwischen sind es laut dem Biologen Fernandez ungefähr 16 Orcas, die an den Attacken auf die Boote beteiligt sind.
Womöglich wollen sie wirklich nur spielen
Die Forschergruppe um Fernandez hat zwei Thesen, wo dieses Verhalten herkommt, die sie auch in einer Studie im vergangenen Jahr beschrieben haben. «Entweder, sie haben tatsächlich eine schlechte Erfahrung mit Booten gemacht und versuchen jetzt, sie zu stoppen, wo immer sie sich von den Booten gestört fühlen», sagt Fernandez. Insbesondere Gladis Weiss sei womöglich von einem Unfall mit einem Boot traumatisiert worden und könne ihr daraus entstandenes aversives Verhalten gegen Boote an ihre Jungen und ihre Verwandten weitergegeben haben.
Was aber auch sehr gut zu den intelligenten und spielfreudigen Tieren passt: «Es könnte auch einfach ein selbstinduziertes Verhalten sein», sagt Fernandez. Einfach ausgedrückt: Die Orcas haben schlicht gemerkt, dass es Spass macht, Boote herumzuschubsen. «Während die erste Theorie eher darauf hinweist, dass das Verhalten von erwachsenen Tieren ausgeht, würde die zweite Theorie eher zum Verhalten von Jungtieren passen, die ja naturgemäss gerne neue Sachen ausprobieren und spielerischer sind.»
Bislang sind bei den Vorfällen aber meistens sowohl erwachsene als auch Jungtiere beobachtet worden. Auf Menschen haben sie es dabei offenbar nicht abgesehen. Gegen die Rache-Theorie spricht, dass die Orcas ausschliesslich kleinere Segel- oder Fischerboote unter 15 Meter Länge gerammt haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Orcas mit solchen Booten viele negative Erfahrungen machen, ist eher gering.
Segelboote stören die Orcas nicht
Die Meeresbiologin Elena Schall vom deutschen Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, die vor allem die Kommunikation von Orcas erforscht, hält das für ein recht aussagekräftiges Detail. «Segelboote liegen nicht sehr tief im Wasser und machen noch nicht einmal viele Geräusche. Gerade von solchen Booten können sich die Orcas eigentlich nicht sehr gestört fühlen.»
Diese Boote haben allerdings eine Grösse, mit der die etwa sechs Meter langen Iberischen Orcas theoretisch körperlich noch gut umgehen können. «Wahrscheinlich trifft es diese Boote nicht, weil sie die Orcas so sehr beeinträchtigen, sondern einfach, weil sie bewältigbare Gegner sind», sagt Schall. Sie kennt von den Tieren ausserdem das Verhalten, dass sie gerne in der Heckwelle von Booten mitschwimmen – offenbar einfach, weil es Spass macht.
Aber letztlich kann niemand mit Sicherheit sagen, ob die Orcas traumatisiert sind oder ob sie einfach gerne Segelboote herumschubsen, weil sie so schön klein sind und sich so lustig hin und her bugsieren lassen.
Segler sind in heller Aufruhr
So richtig etwas dagegen tun kann man auch nicht – lediglich Vorsicht walten lassen. Die Behörden in Spanien raten Seglern, sich im Falle einer Attacke ruhig zu verhalten und das Ruder loszulassen, um die Tiere bloss nicht aufzustacheln. Unter Seglern in dieser Gegend herrscht allerdings wirklich Aufregung.
Sie tauschen sich in eigens gegründeten Funk- und Nachrichtengruppen über die Sichtungen aus und rufen einander um Hilfe, wenn tatsächlich Orcas in Sicht sind. Die Deutsche Maren Christoffer hat in den vergangenen Monaten eine Atlantiküberquerung unternommen, deren letzte Etappe in der Strasse von Gibraltar stattfand: «Wir wollten wirklich nichts riskieren und sind deshalb immer so nah wie möglich an der Küste entlang gesegelt», erzählt sie.
Im flachen Wasser gibt es keine Orcas – dafür aber viele Stellnetze der Fischer, in denen sich das Boot im schlechtesten Fall verheddern könnte. «Wir hatten die Wahl. Und im Zweifel wollten wir lieber an einem Stellnetz festhängen, als auf offener See von Orcas herumgeschubst zu werden.»
Ein spanisches Startup sammelt Plastik aus dem Meer – und macht daraus stylische Möbel
Geschlechterrollen: «die schimpansin war eindeutig weiblich, doch sie verhielt sich wie ein mann. heute würde man sagen, sie habe eine transidentität», geheimnisvolle schwertwale: erstmals filmen forscher eine möglicherweise neue orca-spezies, mehr von judith blage (jbl), streit über transjugendliche: «wer für pubertätsblocker argumentiert, gilt als lieb, links und human», wer war alfred nobel ist der von ihm gestiftete preis noch zeitgemäss und wie oft kann man ihn gewinnen was sie über den nobelpreis wissen müssen, in der schweiz leben zehntausende frauen mit verstümmelten genitalien. und viel zu wenige ärzte kennen sich damit aus, corona-experte drosten zieht lehren aus der pandemie: «die wissenschaft war etwas arrogant», ideologie siegt über fairness: das olympische komitee gefährdet boxerinnen, wenn es intersexuelle menschen gegen sie antreten lässt, neueste artikel, dortmund verspielt gegen real madrid eine 2:0 führung – stuttgart siegt in turin, mike jeffries, ehemaliger ceo von abercrombie & fitch, wegen sexualdelikten verhaftet, nach dem rechnungsfehler: der ahv-chef des bundes räumt seinen posten – offiziell freiwillig, so gefährdet ist der frieden in deutschland und der welt: «jetzt ist es ernst. die lage war im kalten krieg nie so ernst wie heute», schuhhändler deichmann gibt esprit eine zweite chance – und schnappt sich eine weitere marke, die deutsche regierung will amtsträger besser schützen. juristen fürchten um die meinungsfreiheit, kostenlose onlinespiele, kreuzworträtsel, bubble shooter, power of two.
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„Die Angriffe waren brutal“: Yacht sinkt nach Orca-Attacke vor Spaniens Küste
Stand: 14.05.2023, 06:15 Uhr
Von: Teresa Toth
Vor der Küste Spaniens haben mehrere Killerwale die Segelyacht „Champagne“ attackiert. Über eine Stunde mussten die Crewmitglieder auf dem Schiff ausharren.
München/Gibraltar – Ein beunruhigender Vorfall hat sich auf offenem Meer kurz vor der Küste Gibraltars ereignet: Nachdem in der Vergangenheit immer wieder mysteriöse Wal-Angriffe im Mittelmeer vor Spaniens Küste gemeldet wurde, sind erneut Menschen Opfer eines Orca-Angriffs geworden. Sie waren mit ihrer Segelyacht in Richtung Südspanien unterwegs, als die Tiere mitten in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (5. Mai) die Segler plötzlich angriffen.
Orca | Schwertwal (Orcinus orca) aus der Familie der Delfine |
Größe | Bis zu 9,8 Meter lang |
Verbreitung | Vor allem im Nordpazifik, Nordatlantik und den Polarmeeren |
Orca-Angriff vor Küste Spaniens: Yacht sendete ein Notsignal an die Küstenwache
„Im ersten Moment dachte ich, dass wir etwas gerammt hatten“, berichtet Werner Schaufelberger, der als Skipper an Bord war, gegenüber yacht.de . „Doch dann wurde mir schnell klar, dass es Orcas waren, die auf das Schiff losgingen.“ Gemeinsam mit drei weiteren Seglern befand sich Schaufelberg auf einem Ausbildungstörn der Schweizer Segel- und Motorbootsschule HOZ (Hochseezentrum International) von Teneriffa über Malaga nach Palma.
Gegen Mitternacht spürten die Crewmitglieder plötzlich, wie etwas Großes gegen die Yacht „Champagne“ prallte. „Wir liefen unter Maschine und Groß bei 7 bis 8 Knoten achterlichem Wind, als es plötzlich laut rumpelte“, so Schaufelberger. Er habe sogleich Motor und Autopilot ausgeschalten und ein Notsignal an die spanische Küstenwache gesendet.
Yacht von Orcas nahe Gibraltar attackiert: Tier rammte Schiff „mit voller Wucht“
Um die Tiere nicht weiter zu provozieren, versuchten sich die Crewmitglieder trotz der beunruhigenden Lage ruhig zu verhalten – „Wir wollten für sie so langweilig wie möglich sein“, zitiert segelreporter.com den Skipper. Die Wale zeigten sich davon jedoch unbeeindruckt und attackierten die Segelyacht immer heftiger. „Die Angriffe waren brutal. Es waren zwei kleinere und ein größerer Orca. Die beiden Kleinen rüttelten hinten am Ruder, während der Große immer wieder Anlauf nahm und dann mit voller Wucht von der Seite das Schiff rammte.“
Rund eineinhalb Stunden hatte die Crew auf dem Schiff ausgeharrt, in der Hoffnung, die Orcas würden bald aufgeben, als sie zwei Löcher seitlich des Ruders entdeckte, durch die Wasser eintrat. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar: Die Segler benötigten dringend Hilfe von der Küstenwache. Tarifa Coastguard schickte einen Helikopter und einen Seenotrettungskreuzer, der rund zwanzig Minuten später vor Ort war, so yacht.de .
Orca-Angriff vor Küste Spaniens: Rettung für Yacht „Champagne“ kam zu spät
Die vier Segler wurden evakuiert und die „Champagne“ ins Schlepptau genommen – noch vor Erreichen des Hafens in Barbate, westlich von Gibraltar, war jedoch klar, dass für das Schiff jede Hilfe zu spät kam. Zu viel Wasser war bereits eingelaufen, sodass die Yacht schließlich kurz vor dem Hafen sank, bis lediglich noch der Mast zu sehen war.
Die Tiere, die häufig auch als Killerwale oder Mörderwale bezeichnet werden, können nicht nur für Menschen zur Gefahr werden – auch andere Meeresraubtiere müssen sich vor den meterlangen Orcas in Acht nehmen. Forscher filmen etwa, wie Orcas gigantische Blauwale bei lebendigem Leib fressen . Trotz ihrer Brutalität sind sich Menschen und Orcas gar nicht unähnlich, behauptet der Autor Thomas Käsbohrer im Gespräch mit Merkur.de . (tt)
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Darum gehts
Eine Schweizer Segeljacht geriet in Seenot.
Drei Orcas attackierten das Schiff und rammten zwei Löcher rein.
Die Crew konnte gerettet werden, das Schiff versank aber kurz vor der Küste.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag vergangener Woche wurde die Schweizer Segeljacht «Alboran Champagne» von drei Orcas angegriffen. An Bord der Jacht waren vier Menschen, sie waren gerade von Teneriffa nach Benalmadena in Südspanien unterwegs.
Kurz vor Gibraltar geriet das Schiff dann in Seenot. Demnach soll es zuvor immer wieder laut «gekracht» haben. Der Skipper Werner Schaufelberger aus dem Zürcher Oberland gegenüber Yacht.de: «Im ersten Moment dachte ich, dass wir etwas gerammt hatten. Doch dann wurde mir schnell klar, dass es Orcas waren, die auf das Schiff losgingen.»
Kurz vor der Küste versank die Jacht
Schaufelberger stellte sofort den Motor des Schiffes ab und nahm Kontakt mit der spanischen Küstenwache auf. Diese riet der Besatzung, Ruhe zu bewahren. Die Orcas hatten jedoch einen anderen Plan und attackierten die Jacht immer wieder. «Die Angriffe waren brutal. Es waren zwei kleinere und ein grösserer Orca», so Schaufelberger. Der grössere der drei Wale attackierte das Schiff immer wieder «mit voller Wucht von der Seite», die kleineren zwei hätten laut Schaufelberger am Ruder gerüttelt.
Durch die Walattacken entstanden schlussendlich seitlich vom Ruder zwei Löcher im Schiff. Die ganzen Angriffe dauerten rund eineinhalb Stunden. Die Crew bemerkte dann einen Wassereinbruch. Notdürftig konnte eines der Löcher abgedichtet werden, die Besatzung brauchte jedoch schnellstmöglich Hilfe.
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Rund 20 Minuten nach dem Wassereinbruch kam die Küstenwache zu Hilfe. Die vier Crewmitglieder wurden aufs Schiff der Küstenwache geholt, die Segeljacht «Alboran Champagne» abgeschleppt. Für die Segeljacht kam die Hilfe jedoch zu spät. Kurz vor dem rettenden Hafen versank das Schiff im Mittelmeer.
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